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Drehkraft Wickelmotoren

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    Drehkraft Wickelmotoren

    Hallo Revox-Freunde,

    ich besitze einige Revox-Maschinen (A77, B77, PR99).

    Das Wickelverhalten ist teilweise sehr unterschiedlich. Einige ziehen aus dem Stand mit voller Kraft und Geschwindigkeit mit einer fast vollen 26er Spule den Rest der fast abgelaufenen Spule weg, andere tun sich weitaus schwerer und quälen sich. Wobei dieses Verhalten nicht für beide Wickelmotoren einer Maschine ausgeprägt sein muß. Mit anderen Worten: Der eine Motor zieht gut, der andere nicht.

    Manch einer unter Ihnen wird das vielleicht kennen.

    Ich habe einen Tip, das könnte mit dem Alterungsprozeß bestimmter Kondensatoren zusammenhängen.

    Wer weiß da genaues?

    Gruß

    Klaus

    #2
    Hallo zusammen,

    ein sehr interessantes Thema! Ich habe die gleiche Beobachtung gemacht.
    Bin sehr gespannt auf Eure Erkenntnisse.

    Gruß
    Gerhard

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      #3
      Hallo RedRoaster, hallo Gerhard,

      Ein Wickelmotor von Revox/Studer-Maschinen ist relativ simpel gebaut: der Stator mit Wicklungen ist fest zur Chassis geschraubt. In die Mitte ist die Rohr mit Seegerringe. In der Rohr kommen zwei Kugellager und dazu noch ein bis zwei spezielle Ringe aus Federstahl, die als ein Amortiseur dienen. Der Ring oder die Ringe befinden sich vor den 2. Kugellager (hinten). Dazu kommt die Rotorglocke mit Achse. Zuzammen ist alles noch befestigt mit 2 kleineren Seegerringe (clips), ein hält das Ganze zusammen, der andere dient als ein Sitz für den Brems-Trommel.

      Die Kugellager sind von SKF; die ältere Maschinen haben deutschen SKF-Lager und die neueren (B77 MKII, PR99) italianischen SKF-Lager.

      Die Kugel sind üblich von aussen mit eine Blechscheibe geschlossen; von innen sind die aber offen. Ich habe auch die neuen Kugellager für die Motore; die sind aber beideseitig offen und ich denke nicht zu geeignet da der Schmutz leicht zu den Kugel eindringen kann.

      Fur die Arbeit der ganzen Maschine ist, meiner meinung nach, sehr wichtig, dass gerade die 4 Kugellager einwandfrei rotieren. Es ist möglich, dass durch lange Jahren die Schmierfette schon gehärtet sind und bremsen in einigen Masse den Lauf.

      Ein Motor herauszunehmen ist relativ simpel, aber doch muss mann recht den Tacho-PCB entfernen und links die ganze Platte mit Stromanschluss, Spannung-Wahler usw. Dabei sollte man die Zuleitungen nicht mit Zug, Biegen usw. zu viel belasten. Der Bremstrommel wird mit Steckschlüssel abgeschraubt, nachdem die Bremsbänder und -Feder entfernt sind. Passende Seegerring-Zangen sind erforderlich, um einen Motor zerlegen zu können. Dann kan man die Kugellager in Benzin o.ä. und mit Pinsel reinigen, danach mit gutem, Lythium-haltigen Fett schmieren. Lithiumfett ist erforerlich, da dieses Fett in den Lager tatsächlich bleibt -- andere Fette könnten von den Kugel weggepresst werden.
      Wenn das alles gemacht worden ist, kann mann den Wickelmotor praktisch als neu bezeichnen.

      Aber die schnelle Abhilfe bringt auch ein Paar Tröpfen von Öl von jeder Seite; mann muss aber sehr gut darauf achten, dass der Öl nicht in Kontakt mit den Bremsbänder oder Bremsstreifen kommt. Dies kann man später relatic schwierig entfernen (durch abwäschen in Geschirrspülmittel, z.b).

      Viele Grüsse aus Crikvenica, Kroatien,

      Edi Zubovic

      {Regen aber wird bald vorbei }

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        #4
        @Veteran

        Heißt das, daß Du die beschriebenen schlechten Anzugseigenschaften NUR auf Lager-/Fett-Probleme zurückführst? Nach meiner Erfahrung spielen die Motorkondensatoren auch eine Rolle. Bin zwar kein Freak des "Kondensatorthemas", es ist halt nur die Reparaturpraxis, die einen darauf hinführt. Und ein Kondensator ist schneller getauscht als ein Motor zerlegt und wieder zusammengesetzt, deswegen gehe ich zunächst auf die Kondensatoren (messe diese nach) und erst danach auf verharzte Motoren.

        Gruss vöxchen
        Über VoIP kommunizieren und Studer/Revox Analogtechnik anno 1967-1985 nutzen, ist KEIN Widerspruch.

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          #5
          Hallo Vöxchen,

          ...natürlich nicht lächeln -- aber so habe ich sehr gute Resultate bekommen. Ich wollte die Sache erst rein mechanisch betrachten, bevor ich zu Elektronik wende. Aber ein Motor kann man so auf leichgängikeit prüfen, indem man die Abdeckplatte wegnimmt; die Bremshebel nach hoch schiebt damit die Bremsen ab sind und dann rotiert man die Motore -- die sollen recht leichgängig und ziemlich lang laufen (der rechte stoppt etwas früher da miz dem Zählwerk verbunden). Bei der Gelegenheit kann man auch genauer die Bremsbänder-Position ansehen, damit die keinen Kontakt mit Bremstrommel haben.

          Aber ganz gewiss können auch die Kondensatoren in Frage kommen. Aber meist wenn die die ersten Einschaltschock überleben, können die sich wieder formen. Nur es kann fraglich sein, bis welchem Grad.

          Um evt. Hindernisse am Bandweg (steife Umlenkrollen usw.) würde ich das alles vorerst ohne Band überprüfen.

          Von u.A. sauberen und eiwandfreien Wickelmotore hängt nicht nur die Wickelgeschwindigkeit, sondern auch die Qualität der Wickeln ab. Bei mir sind die Wicklungen -- für eine B 77 -- sehr schön, steif und doch wickelt die Maschine 100 m Band für ca. 127 Sek. Für z.B. AEG-Kern ist das wichtig; verhindert eine totale Bandsalat breites_ .

          Viele Grüsse,

          Edi Zubovic
          { smoke }

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            #6
            Hallo Umspuler,

            meine Überlegung zu diesem Thema beziehen sich konkret nur auf die A77, sollten aber für andere Modelle mit ungeregeltem Banzug (B77 und Co.) übertragbar sein.

            Die Motoren haben ein konstantes Drehmoment (Kraft mal Radius), d.h. der Bandzug ist reziprok dem Wickelradius. Bei leerer Spule hoch, bei voller Spule klein. Beim Umpulen wirkt also anfangs ein hoher Zug und ein geringer Gegenzug, gegen Ende ein geringer Zug auf einen hohen Gegenzug. Dieses Verhalten wirkt der steigenden Bandgeschwindigkeit resultierend aus dem größer werdenden Wickeldurchmesser der Aufwickelspule und der damit tendenziell steigenden Umfangsgeschwindigkeit entgegen.

            Dieses Verhalten führt aber auch dazu, daß ein Umspulvorgang auf eine fast volle Spule nur sehr träge anläuft, in umgekehrter Richtung hingegen die Maschine spontan mit voller Drehzahl spult.

            Einer besonderen Betrachtung sind m.E. die starren Elemente im Bandlauf wert: Der relative dünne Umlenkstift links und die "dicke" Rolle rechts. Wie stark diese beiden Elemente das Band bremsen, hängt vom Reibbeiwert und vom Umschlingungswinkel ab. Beide Parameter gehen exponentiell (!) ein (Eytelweinsche Reibwertgleichung). Der Reibbeiwert ist bei gegebener Materialpaarung (Bandmaterial vs. Bandführungsmaterial) konstant, steigt allerdings mit fallender Relativgeschwindigkeit. Beim Vergleich zweier Geräte ist also identisches Bandmaterial notwendig.

            Beim linken Stift ist das Verhalten genau richtig. Für einen ausreichenden Band- Kopf Kontakt bei Aufnahme / Wiedergabe und einen festen Wickel im Umspulbetrieb ist ein gewisser Mindestbremszug erforderlich. Ein zu hoher Bandzug bei Aufnahme / Wiedergabe nutzt die Köpfe vorzeitig ab. Bei voller Abwickelspule ist dieser Zug gering, der Stift wird aber über einen großen Winkel umschlungen, bei leerer Spule ist dieser Zug hoch, der Stift wird aber nur in einem relativ kleinen Winkel umschlungen. Das ist auch der Grund, weshalb das Band so "etwas hakelig" geführt wird. Würde man es den Stift "von unten" umschlingen lassen, würde der Umschlingungswinkel (und damit auch die zusätzliche Bremswirkung) mit voller werdender Spule kleiner. Beim Rückspulen ist dieses Verhalten falsch: Bei voller Spule ist der Zug niedig, der Umschlingungswinkel groß.

            Bei der Rolle rechts sind die Verhältnisse im Aufnahme / Wiedergabe- sowie Vorspulbetrieb auch in Ordnung: Bei leerer rechter Spule wirkt ein hoher Zug, der durch einen großen Umschlingungswinkel kompensiert wird, bei voller Spule wirkt ein geringer Zug, die Rolle wird nur in einem kleinen Winkel umschlungen. Warscheinlich rät ReVox aus dieser Überlegung heraus vom Umtausch dieser starren Rolle gegen ein Kugellager ab. ABER: Das Verhältnis zwischen zwischen Wickelradius und Bandzug ist linear (Motordrehmoment geteilt durch Wickelradius), der Einfluß des Umschlingungswinkels hingegen exponentiell. Ohne die Verhältnisse konkret nachgerechnet zu haben bin ich skeptisch, daß diese Kompensation vollständig ist. Aus diesem Grunde habe ich mich auch über ReVox' Empfehlung hinweggesetzt und bei meiner Mk IV und der ORF diese starre Rolle durch ein Kugellager ersetzt.
            Betrachtet man weiterhin die Verhältnisse im Rückspulbetrieb (rechte Spule fast leer= hoher Bremszug, großer Umschlingswinkel an rechter Rolle UND linkem Stift= hohe zusätzliche Bremswirkung, linke Spule fast voll= geringer Bandzug) so hat man eine plausible Erklärung dafür, weshalb eine A77 beim Rückspulen kurz vor Bandende extrem langsam wird. Hinzu kommt der mit fallender Geschwindigkeit steigende Reibbeiwert. Sollte der Rückspulvorgang gar zum stehen kommen, wirkt der (nochmals deutlich höhere) Haftreibbeiwert- die Maschine läuft im Rückspulbetrieb erst nach sorgsamer Reinigung der starren Bandführungselemente (=deutlicher Verringerung des Reibbeiwertes) wieder an.

            Wie sich eine Kapazitätsänderung der MP- Kondensatoren in einer Steinmetzschaltung auf die Drehmomente auswirkt, vermag ich leider nicht zu sagen. Ein Kapazitätsverlust ist aber durchaus vorstellbar: Bei Durchschlägen heilen sich die Kondensatoren selbst, büßen dabei aber einen Teil ihrer Kapazität ein. Nachgemessen habe ich die MP's bisher nur selten. Die mit einem Kontraktor gemessen Banzüge waren immer o.k.

            Sorry das es so lang (hoffentlich nicht zu langweilig) geworden ist,

            Uli

            (Ursprünglich lautete mein erster Satz:
            meine Überlegung zu diesem Thema beziehen sich konkret nur auf die A77, sollten aber für Modelle mit ungeregeltem Banzug (B77 und Co.) übertragbar sein.
            vgl. das nachfolgende Posting von Helmuth)

            <small>[ 08. Oktober 2003, 07:47: Beitrag editiert von: Uli ]</small>

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              #7
              Hallo Uli,

              da hast Du wirklich einen super Beitrag geliefert. Erst dadurch ist mir klar geworden, wie die Maschinen ohne Bandzugregelung überhaupt einigermassen funktionieren können! (Und ich sehe mich in meiner Meinung bestätigt, dass es unbedingt eine Bandzugregelung braucht, wenn man reproduzierbare Ergebnisse haben will.)

              Allerdings denke ich, es wäre im Sinne der Klarheit gewesen, wenn Du im ersten Satz geschrieben hättest, die Überlegungen "sollten aber AUCH AUF ANDERE Modelle mit ungeregeltem BanDzug ... übertragbar sein", damit nicht jemand auf die Idee kommt, bei der A77 sei der Bandzug geregelt.

              Gruss
              -hg

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                #8
                @Uli
                Es macht doch immer wieder Freude, wenn man solch gute ingenieurmäßige Beitrage bekommt, Danke dafür! Und 5 Sterne Bewertung habe ich auch noch gegeben, verdient!

                Zum Einfluß der Kapazität der Motor-Kondensatoren:
                Meine Vorlesung im E-Technik-Studium über Asynchronmaschinen liegt schon etwas zurück, und ich will auch niemanden das griechische Alphabet im Forum lehren, deshalb nur ganz kurz:
                Ein Asynchronmotor ist eigentlich 3-phasig, d.h. für Drehstromanschluß gedacht. Die Motorbewegung kommt nur zustande, weil sich das Magnetfeld im Stator sozusagen kreisförmig bewegt und den Läufer des Motors dabei mitschleppt.
                Will man nun seine Revox nicht gerade an der Kraftstromsteckdose anschließen müssen :-) (Revox wäre auch sowas zuzutrauen gewesen, dann hätten wir garantiert keine Anlaufprobleme der Wickelmotoren - siehe die Verwendung der Drehstromscheibenläufermotoren in den späten Studiomaschinen von Studer), sondern also einen 3-phasigen Motor an ein einphasiges Netz, muß man die nötige Phasenverschiebung des Drehfeldes mit einem Kondensator erzeugen. Kondensator und die Induktivität des Motors müssen dabei genau aufeinander abgestimmt sein, damit der Motor bei Einphasenbetrieb genauso läuft wie im echten Dreiphasenbetrieb. Verringert sich nun die Kapazität durch Alterung, Durchschläge etc., stimmt genau diese Anpassung nicht mehr, d.h. die Phasenverschiebung des Stromes ist entweder voreilend oder nacheilend gegenüber dem Optimum. Was wiederum bedeutet, daß sich das Magnetfeld nicht zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Höhe aufbaut, um den Läufer des Motors "richtig" weiterzudrehen.

                Ein paar kleine Meßwerte von "schwachen" Maschinen ergaben folgende Werte: MP-Kondensator für A77-Wickelmotor 4,3 micro-Farad +/-10% SOLL, gemessen habe ich mehrfach 3,1 - 3,6 micro-F. Also austauschen oder nur Differenz (0,68 micro-F) parallel dazulöten - fertig. Erhöhung über den Sollwert hinaus bringt übrigens nichts (nur damit nicht jemand meint - viel hilft auch hier viel - dies sind keine Netzteilelkos in Leistungsverstärkern!), dann liegt man wieder jenseits des Optimums und bremst den Motor wieder.

                Aus obigen Beiträgen zusammengefaßt gibt's also 3 Ursachen für schwachen Anzug:
                - verharzte Motoren und nicht-gelöste Bandbremsen
                - mit Bandabrieb versehene Bandführungsteile
                - gealterte Motor-Kondensatoren

                Gruss vöxchen

                Für die Interessierten: auf der letzten Seite (S. 17) des folgenden PDF-Dokuments (hat Google gefunden) gibt's die Berechnung, die Grundlagen in den 16 Seiten davor: http://www.et-inf.fho-emden.de/~elmalab/GE3_6.pdf

                <small>[ 23. Januar 2003, 11:26: Beitrag editiert von: vöxchen ]</small>
                Über VoIP kommunizieren und Studer/Revox Analogtechnik anno 1967-1985 nutzen, ist KEIN Widerspruch.

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                  #9
                  Hallo Uli, hallo Revoxler,

                  Dange für Deinen Beitrag! Er trägt mir gewiss bei, feine und manchmal spannende Synergie zwischen Elektronik und Mechanik einer Tonbandmaschine zu verstehen. Hierzu kann ich noch sagen, dass es scheint, dass die Revoxe eher zu 26-cm Spulen optimiert sind, als für die kleinere Durchmesser. Ich habe selbst auch sehr kleine Spulen problemlos abgespielt aber ich habe Meinungen gehört, dass die kleinere Spulendurchmesser erhöhte Lasten an Bandmaterial darstellen; der Band kann in Extremfällen ein Bisschen ausdehnen (nicht dass er nicht brauchbar wird) aber dann ist es bei der Wicklung mit schönem Wickel ade. Also der Spulentrommel-Durchmesser sollte hier auch eine Rolle spielen.

                  Viele Grüsse aus Crikvenica, Kroatien,

                  Edi Zubovic

                  {Sonne hehe lächeln }

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                    #10
                    Danke an alle für die freundlichen Worte und die wohlwollenden Bewertungen!

                    Helmuth hat natürlich recht, die A77 hat keinen geregelten Banzug. Ich habe stumpf "andere" zu tippen vergessen und dadurch den Sinn des Satzes entstellt.

                    Uli

                    <small>[ 23. Januar 2003, 20:17: Beitrag editiert von: Uli ]</small>

                    Kommentar


                      #11
                      Ich möchte mich auch wegen der "Bandzugsregelung" zu Worte melden. Auf den ersten Blick scheint es klar, das eine Bandzugsrregelung eine feine Sache ist. Allerdings habe ich bei meiner PR99 einmal einen 11kHz-Ton aufgezeichnet und anschließend das Band umgedreht wieder eingelegt. Ergebnis: Die maximale Abweichung (Bandanfang/Bandende) der Frequenz betrug 8! Hz entsprechend 0,072%. Da stellt sich bei einer Amateurmaschine schon die Frage, ob sich da die Bandzuregelung wirklich lohnt. Den Unterschied wird höchsten der wahrnehmen, der eine Passage vom Bandanfang ans Ende schneiden möchte, die zudem noch einen recht konstanten Ton enthalten muß, damit man das überhaupt wahrnehmen kann. Ich denke nicht umsonst ist man bei Revox wieder ein Stück zurück gerudert und hat das aufwändige Feature der A700 bei der B77 wieder fallen lassen.

                      Kommentar


                        #12
                        Der Beitrag von klingklang reizt mich doch zu einer Klarstellung:

                        1.) Die B77/PR99 sind Weiterentwicklungen der A77, deren Laufwerk lange vor der A700 entstanden ist und dabei im wesentlichen unverändert blieb. Ziel war offenbar einerseits Kosteneinsparung, andererseits die Aufpolierung der Optik und der Features, um ohne grossen Aufwand auf der alten Plattform mit neuen Kunden Geld zu verdienen (was ich nicht für falsch halte, wenn es denn solche Kunden gibt).

                        Daraus schliessen zu wollen, dass die Bandzugregelung unnötig ist oder man gar einen Rückzieher gemacht habe, ist m.E. verfehlt.

                        2.) Wer einmal einen auf einer Maschine ohne Bandzugregelung zurückgespulten freitragenden Bandwickel (AEG-Kern) in der Hand gehabt hat, und evt. sogar erleben musste, wie dieser auseinanderfiel, wird keine Maschine ohne Bandzugregelung mehr haben wollen. Es kommt eben nicht nur auf die Performance im Play-Betrieb, sondern auch auf die Betriebssicherheit beim schnellen Umspulen an. (Siehe dazu auch die Klagen im Thread weiter oben.)

                        3.) Alle Studiomaschinen der letzten Generation haben eine Bandzugregelung (Gründe siehe oben). Wer meint, als Amateur darauf verzichten zu können, sollte aber nicht seine (evt. geringeren) Ansprüche generalisieren.

                        Gruss
                        -hg

                        <small>[ 25. Januar 2003, 01:19: Beitrag editiert von: Helmuth Graf ]</small>

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                          #13
                          "1.) Die B77/PR99 sind Weiterentwicklungen der A77, deren Laufwerk lange vor der A700 entstanden ist und dabei im wesentlichen unverändert blieb. Ziel war offenbar einerseits Kosteneinsparung, andererseits die Aufpolierung der Optik und der Features, um ohne grossen Aufwand auf der alten Plattform mit neuen Kunden Geld zu verdienen (was ich nicht für falsch halte, wenn es denn solche Kunden gibt)."

                          Ich verstehe das Argument nicht. Die A700 wurde ersatzlos gestrichen. Wo sollen also die neuen Kunden herkommen.

                          Daraus schliessen zu wollen, dass die Bandzugregelung unnötig ist oder man gar einen Rückzieher gemacht habe, ist m.E. verfehlt.

                          Ich sage nicht das Bandzugsregelungen gar keinen Sinn machen. Ich habe jedoch diesen bei Maschinen für den ambitionierten Amateurberich in Frage gestellt. Einen konkreten Anwendungsfall habe ich jetzt in den Ausführungen bis dahin nicht gelesen. Bobbyteller sind wohl eher dem Studiobereich zu zuordnen. Abgesehn davon läßt sich ein solcher mit meiner PR99 dieser sehr wohl fest genug bespulen.

                          2.) Wer einmal einen auf einer Maschine ohne Bandzugregelung zurückgespulten freitragenden Bandwickel (AEG-Kern) in der Hand gehabt hat, und evt. sogar erleben musste, wie dieser auseinanderfiel, wird keine Maschine ohne Bandzugregelung mehr haben wollen.

                          Siehe oben: Alles eine Frage, wie die Maschine im Schuß ist. Aber das gilt genauso für die A700.

                          Es kommt eben nicht nur auf die Performance im Play-Betrieb, sondern auch auf die Betriebssicherheit beim schnellen Umspulen an.

                          Wo gibt es da Klagen? Ich kenne einige Klagen von A700 Usern, weil die Bandzugsregelung eine etwas diffizil einzustellende Sache ist. Da ist mir als Amateur eine ausgereifte Technik lieber als eine unvollkommene, die sich prinzipiell toll anhört.

                          3.) Alle Studiomaschinen der letzten Generation haben eine Bandzugregelung (Gründe siehe oben). Wer meint, als Amateur darauf verzichten zu können, sollte aber nicht seine (evt. geringeren) Ansprüche generalisieren.

                          Sind wir hier im Studer, oder im Revox Forum? Ich meine wovon reden wir hier. Die meisten hier scheinen Maschinen ohne NR einzusetzen. Was soll jetzt da der Luxus der Bandzugsregelung. Ich will niemandem eine Bandzugsregelung absprechen, jedoch wird sie für die meisten unnötiger Luxus sein, der besser in aufwändigerer Elektronik investiert wäre. Wenn ich mich nicht täusche war die A700 entsprechend teuer. Für die meisten Amateure wahrscheinlich zu teuer. Übrigens selbst die Studer A807 besitzt nur 1 Bandzugsregelung auf der linken Seite.

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                            #14
                            Lieber klingklang,

                            ein klitzekleines bißchen polemisch finde ich Deine Frage "Sind wir hier im Studer, oder im Revox Forum?" schon. Denn gerade in der Zeit der "großen" Würfe der analogen Bandmaschinen (also G36, A77, A700, B77) war doch die enge Verwandtschaft zwischen STUDER und REVOX immer ein wichtiger Aspekt zur Qualitätsbeurteilung, oder?

                            Und ich kann mich an die dauernde Kritik an der mangelnden Bandführung bei der A77 und B77 von HIFI-STEREOPHONIE noch gut erinnern, stimmt, eine gute Bandführung ist nicht gleichbedeutend mit einer Bandzugregelung, aber geht doch praktisch damit einher. Ich weiß noch, daß damals z.B. die Tandberg und auch die große ASC besser als die REVOX A/B 77 abschnitten, eben auch laufwerkstechnisch. Die hatten nämlich eine Bandzugregelung, wenn ich nicht irre. Daß die PR99 in vielen professionellen Bereichen ihren wackeren Dienst tat und gelegentlich tut verdankt sie sicher auch ihren Qualitäten, zum Teil aber auch dem Nimbus des Namens.

                            Vielleicht sind Aufnahmen mit 38cm/s, wie es im professionellen Alltag üblich ist, aber so oder so jenseits von Gut und Böse was die negativen Effekte von mittelmäßiger Bandführung betrifft, vielleicht ist es auch ein Vorteil, daß eine Maschine ohne Bandzugregelung eben auch unempfindlicher auf "Streß" reagiert; Streß in dem Sinne, daß eben auch keine falsche Justierung des Bandzugs auftreten kann. Wie auch immer, die Sache hat ihrer mehrere Seiten - Tatsache ist jedenfalls, daß meine A77 längst nicht so schöne Wickel produziert wie meine A700.

                            Gruß, Christoph

                            Kommentar


                              #15
                              Zur Versachlichung des Themas vielleicht folgendes:
                              Warum braucht man eine Bandzugregelung?
                              1. schöne Wickel wegen der Optik - Geschmackssache.
                              2. schöne Wickel wegen der Langzeit-Archivierbarkeit, ist ein Punkt, wobei man im Studion normalerweise die VORgespulten (bzw. abgespielten) Bänder wegen des Kopiereffektes lagert und erst kurz vor dem Einsatz ZURÜCKspult (Leerspule links). Nun macht aber jede Maschine bei Play einen sauberen Wickel auf der aufnehmenden Spule.
                              3. schöne Wickel wegen des Auseinanderfallens - Festigkeit ist wichtig (habe bei keiner A/B77, PR99) Probleme gehabt.
                              4. Gleichlauf am Bandanfang und Ende - dafür gibt es aus gutem Grund festgelegte Toleranzfelder, natürlich sind da Abweichungen meßbar, Toleranzen werden aber nach Hörbeeinflussung festgelegt.
                              5. Bandschonung - sauber eingestellte Bandzugregelungen schonen die Bänder (kein Verreißen/"Längen" des Bandes durch zu hohen Zug). Wird im Studioalltag durch besonders feste Bänder (Emtec 911 etc.) kompensiert, auch die jetzigen Heimbänder (LPR35) sind sehr unempfindlich gegen Recken.

                              Es spricht also sehr viel dafür, daß man - so schön sie auch sein mag - auf eine Bandzugregelung (und damit auch eine potentielle Störquelle) vielfach verzichten kann. Die Profimaschinen haben allerdings trotzdem eine: nämlich bei Verwendung von 1/2 Zoll bzw. 1 Zoll Bändern (8-16-24 SpurAufzeichnung). Da sind nämlich die Synchronizität der Spuren von höchster Bedeutung, und die Bänder sind sündhaft teuer, sodaß der Schonungsaspekt wieder in den Vordergrund rückt. Bei 24-Spur-Aufzeichnungen läuft das Band also min. 24 mal (und jede Spur = jede Teilaufnahme mindestens 5 mal) durch, das sind schon 120mal Banddehnung für EINE Aufnahme. Ob unsere 2- oder 4 Spur Bänder sich im Laufe der Zeit etwas recken, ist da doch eher zu vernachlässigen.

                              Gruss vöxchen

                              <small>[ 06. Februar 2003, 13:07: Beitrag editiert von: vöxchen ]</small>
                              Über VoIP kommunizieren und Studer/Revox Analogtechnik anno 1967-1985 nutzen, ist KEIN Widerspruch.

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