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Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

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    Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

    Ich weiß, ihr lacht jetzt. Basics der Tonbandkunde - Tonköpfe (genauer: der Kopfspalt) müssen exakt senkrecht zum Band stehen für beste Aufnahme- und Wiedergabequalität. Und doch - gestern abend war's (scheinbar) nicht so.

    Ich habe in meinem A77-Fundus auch eine 4-Spur-Version, die benutze ich höchst selten (sonst alles 2-Spur). Natürlich wie alle Maschinchen mit Meßmitteln und Justierbändern sauber eingestellt. Auch optisch steht Kopf senkrecht zum Band. Eigene Aufnahmen und Wiedergabe in sehr guter Qualität. Spurlage auf dem Band (Höhenjustage des Kopfes) mit Meßband eingestellt. Also alles im grünen Bereich.

    Nun bringt mir gelegentlich jemand ein Band mit der Bitte reinzuhören und ggf. Titel zu überspielen (meist darf ich dann hinterher das Band behalten und der Geber nimmt nur eine CD mit...). So auch gestern abend. Band eingelegt, Kopfhörer ran und los. Ergebnis: Dumpfe Wiedergabe, und dazu noch leise aber deutlich lauter als üblich vernehmbar die "Gegenspur" der anderen Bandlaufrichtung. Also nachgesehen - Band löst sich nicht auf, keinerlei Abrieb an den bandführenden Teilen, also kommt das Dumpfe davon nicht. Gegenspur mithören heißt "falsche" Tonkopfhöhe, da von einer anderen Maschine aufgenommen, deren Spurlage offenbar nicht 100%ig stimmte. Da ich die Messmittel zum Wiederherstellen habe, habe ich nach Gehör zunächst die Höhenlage des Kopfes nachgestellt (mit der kleinen, mittleren Schraube am Tonkopf - das tut man sonst besser nie!), bis Gegenspur nicht mehr hörbar. Aber Wiedergabe genauso dumpf wie vorher. Nachdem ich dann an der Schraube drehte (ungefähr eine 3/4 Umdrehung, was ganz schön viel ist), die den Azimuth des Tonkopfes verstellt - AHAAA! Tonkopf steht jetzt schief (auch optisch - welch' ein Graus...) aber klare und einwandfreie Wiedergabe! Entgegen aller Theorie?!?
    Grübel, Grübel - Idee: die Höheneinstellschraube verstellt nicht nur die Höhe, sondern auch die Azimuthlage des Kopfes, vielleicht doch nicht entkoppelt. Also wieder ein eigenes Band rein, dumpfe Wiedergabe und auch da natürlich die Gegenspur gehört. Jetzt erst den Kopf wieder geradegestellt (gute Wiedergabequalität erreicht, ca. eine 3/4-Umdrehung zurück) und dann an der Schraube für die Höhe gedreht. Wiedergabe wird zwar noch besser (lauter und kräftiger), aber es machte den Eindruck, als ob die Azimuthlage sich nicht veränderte, jedenfalls der Hochtonwiedergabe nach zu urteilen. Natürlich wird Signal lauter und kräftiger. Also verstellt die Höheneinstellschraube die Azimuthlage nicht. Oder doch?

    Rätsel über Rätsel... Und genauso war es mit den anderen 4-Spur-Bändern, die man mir mitgebracht hatte.

    ???

    Also Frage: wenn man auf irgendeiner Maschine ein Band "schief" bespielt, ist dann auch die Wiedergabe "schief" am besten (also klar und nicht dumpf)? Hat das schon mal jemand ausprobiert? Mein Hochfrequenz- und Physikhirn sagt "nein" - aber manchmal ... ??? Ich hatte gestern keine Lust das auszuprobieren - ein dejustierter Tonkopf reicht.

    Gruss vöxchen
    Zuletzt geändert von vöxchen; 08.08.2006, 09:07.
    Über VoIP kommunizieren und Studer/Revox Analogtechnik anno 1967-1985 nutzen, ist KEIN Widerspruch.

    #2
    AW: Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

    Hallo vöxchen,

    wenn Du ein Band mit einem von 90° abweichenden Azimut-Fehl-Winkel bespielst, ist die resultierende Magnetisierung auf dem Band natürlich ebenfalls mit diesem Fehlwinkel behaftet aufgezeichnet. Um nun eine optimale Wiedergabe dieser Aufzeichnung zu erzielen, muß der Wiedergabekopf an den vorhandenen Fehlwinkel der Aufzeichnung angeglichen werden, nur so ist die wirksame Spaltbreite für diese Aufzeichnung am geringsten und die Höhenwiedergabe am besten.

    Ein Azimutwinkel von genau 90° ermöglicht nicht nur die Kompatiblität der Geräte und Bänder untereinander, sondern bringt auch die bestmögliche Höhenwiedergabe, weil hier die wirksame Spaltbreite der tatsächlichen Spaltbreite des Kopfes entspricht und damit den kleinsten möglichen Wert annimmt. Bei einem schräg stehenden Spalt vergrößert sich die wirksame Spaltbreite winkelabhängig diagonal.

    Tonköpfe sind in der Regel durch eine justierbare Dreipunktaufhängung fixiert.
    Durch zwei Schrauben vorn und hinten, genau unter der Kopfmitte wird die Kopfhöhe (Spur) und die Senkrechtstellung des Kopfspiegels zur Senkrechten der Bandführung justiert. Mit der seitwärts angeordneten Schraube justiert man den Azimutwinkel. Wird an einer dieser drei Schrauben manipuliert, ist das immer auch mit einer Dejustage der vorhandenen Azimuteinstellung verbunden.
    Da sich alle drei Einstellungen gegenseitig beeinflussen, muß nach jeder Winkel, bzw. Höhenverstellung auch der Azimut neu justiert werden.
    Die letzendliche Azimutfeineinstellung hat aufgrund der Anordnung der Winkel- und Höhenverstellschrauben genau unter der Kopfmitte keinen praktischen Einfluß mehr auf die Kopfhöhe.

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      #3
      AW: Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

      Super-Antwort, danke. Also hatte der Besitzer des mitgebrachten Bandes die Aufnahmen mit einem dejustierten Gerät gemacht. Man sieht aber auch, wie fehlertolerant analoge Verfahren sind.

      Gruss vöxchen
      Über VoIP kommunizieren und Studer/Revox Analogtechnik anno 1967-1985 nutzen, ist KEIN Widerspruch.

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        #4
        AW: Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

        Zitat von vöxchen
        ... Man sieht aber auch, wie fehlertolerant analoge Verfahren sind.

        Gruss vöxchen
        Gibt es da Unterschiede die eher Lasten digitaler Verfahren gehen??

        Ich denke jedes Verfahren hat seine wunden Punkte bei denen es schnell aus dem Ruder läuft. Ein "Besser" oder "Schlechter" ist meist nur schwer abzugrenzen und hängt sehr von den Anforderungen an den individuellen Qualitäten ab.
        Reinkarnation

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          #5
          AW: Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

          Mit meiner Bemerkung über Fehlertoleranz wollte ich keinen neuen Analog-Digital-Krieg starten - ich nutze und kenne beide Welten und sie verstehen sich prächtig an der XLR- oder Cinch-Schnittstelle. Alles andere ist hier im Forum schon hinlänglich diskutiert worden.
          Mein Vergleich war eher subjektiv: trotz extrem schief stehender Köpfe gibt's immer noch Musik, es fehlen zwar die Höhen und damit ein Drittel des Spektrums, aber es geht. Laß' bei einer Festplatte oder einer CD auch nur ein paar Bits fehlen - schon ist gleich mindestens die ganze Datei futsch, bei Bedarf auch der ganze Datenträger. Wobei jede Technik ihre Berechtigung und auch spezifischen Schwachstellen hat. Das gilt aber nicht nur bei Analog vs. Digital, sondern innerhalb jeder Fraktion.

          Gruss vöxchen
          Über VoIP kommunizieren und Studer/Revox Analogtechnik anno 1967-1985 nutzen, ist KEIN Widerspruch.

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            #6
            AW: Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

            Tja!

            Das schöne an der Technik vergangener Zeiten ist, das sie zum Anfassen nah ist.
            Hier werden elementare Dinge des Tonbandes mit den Sinnen wahrgenommen und leichter Nachvollziehbar/Anfassbar. Es läßt sich in den Funktionsablauf der Signalverarbeitung quasie mit der Hand eingreifen und es ist zum Anfassen nah.

            Zugegeben die digitale Technik ist weitaus steriler und weniger Wahrnehmbar. Lasse ruhig ein paar Bits auf einer Audio-CD fehlen, bohre ein kleines Loch in die Scheibe oder hinterlasse einen Kratzer, sie kann es bis zu einem bestimmten Grade unmerkbar Interpolieren. Bei der Schallplatte oder dem Tonband bemerkst Du einen Makel sofort jedoch ist die Schwelle zum Totalausfall erheblich höher gesetzt.
            Reinkarnation

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              #7
              AW: Tonkopf schief stellen -> bessere Wiedergabe. Gibt's das?

              Ich habe eine Menge "alter" Bänder, die mit einer guten Akai in den 70ern aufgenommen worden waren. Aber nach Wiedereinstieg in die Analogwelt (nicht nur aus Nostalgie.... - jetzt aber mit Revox) mußte ich feststellen, daß (siehe oben) alles nur mit schlechter Qualität wiedergegeben wird; (Bänder waren ansonsten einwandfrei): Also: Schraubenzieher geholt, mal da und dort etwas gedreht und eine tolle Wiedergabe "bekommen"......... Ich habe mehrere Tb`s (A77, B77, A700 etc.) und tausche mit niemandem die Bänder: So habe ich auch die anderen Geräte auf die vorhandenen Bänder "geeicht" und bin wirklich zufrieden damit (sowohl bei Neu-, als auch bei Altaufnahmen). Für mich ist die "werksgetreue" Justierung gar nicht so erstrebenswert.............

              Viele Grüße

              Tom
              Was hat reVox, was andere nicht haben ? Ist es vielleicht......, oder gar.......? Ja genau !

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