Hallo zusammen,
eigentlich ist es so gar nicht meine Art, mich in Diskussionen dieser Güte einzumischen; manche Statements sind persönlich motiviert, da kann uns sollte man als Außenstehender nichts machen…
Nun ist aber Sonntag Vormittag und mir ist langweilig…
Nur soviel:
Es ist nicht zu leugnen, dass die meisten REVOX Geräte, über die hier im Forum diskutiert wird, nunmehr 20 oder 30 Jahre „auf dem Buckel“ haben. Natürlich hat in dieser Zeit die Technik und Elektronik einen gewaltigen Sprung nach Vorne gemacht. Schon alleine die gesamte Logik-Steuerung in den REVOX Geräten, die zum Teil ganze Steckkarten benötigt haben, passen heute auf einen fingernagelgroßen Chip. Die A/D Wandlertechnik beschritt völlig neue Wege…
Dennoch gibt es (für mich als Techniker und Historiker) eine „Daseinsberechtigung“ für diese Geräte, heute liebevoll als „Vintage HiFi“ bezeichnet.
Es gab mal eine Zeit (so Mitte der 80er Jahre), da gab es bei REVOX ein eindeutiges Motto: „Gebaut wird so gut wie möglich“. Bei anderen Firmen heute ist das anders: „Gebaut wird so gut wie nötig“. Da liegt der Unterschied.
Ich möchte nicht wissen, was aus dem heute produzierten Elektronikschrott in 5, 10 oder 20 Jahren wird. Egal wie der CD-, DVD-, oder MP3 Spieler heißt, der heute gefertigt wird – die Firmen kalkulieren mit einer „Lebensdauer“ dieser Dinger von 7 Jahren. So lange gibt es Ersatzteile, so lange gibt es Service. Elkos, Lagerfette, Tasten und deren Beschriftung sind daraufhin ausgelegt.
Dass REVOX Geräte auch nach 30 Jahren noch funktionieren und „aussehen“ wie am ersten Tag liegt an der extremen Selektion und Güte der verwendeten Teile sowie an der Solidität der Verarbeitung. Auch Kundendienst für 30-jährige „Mühlen“ ist kein Problem!
Ich erinnere mich an einen Besuch beim Bayerischen Rundfunk vor einigen Jahren (vor der Digitalisierung). Dort waren hauptsächlich EMT CD-Spieler, sowie STUDER A727 im Einsatz. Möchte nicht wissen, wie viele 100.000mal die CD-Lade auf und zu-gehen musste…
Das Philips CDM1 ist wohl das beste Laufwerk, welches jemals zum Einsatz kam. Dass es heute nicht mehr häufig verwendet wird, liegt nur am Preis. Alleine die Linse kostet wohl das gleiche wie ein komplettes Plastik-Laufwerk mit Kunststoff-Linse. Diese trübt aber auch mit der Zeit ein… die vom CDM1 nicht…
Willi Studer war immer seiner Zeit voraus. Die Kombination B251/B261 (ich nenne die Vorreiter, nicht die B250/B260!) hatte technische Möglichkeiten, die selbst heute im High End Bereich nicht mehr realisiert werden! Die erste komplett fernbedienbare Stereoanlage! Und – mitgedacht – rückwärtskompatibel! Selbst das fast 10 Jahre ältere B77 konnte mit der Fernbedienung gesteuert werden! – und vorwärtskompatibel – alles was danach kam wurde auch von der Fernbedienung erkannt. Denke ich an meine Harman Kardon mit den vielen, nicht kompatiblen Fernbedienungen… Die B250/B260 konnte computergesteuert werden (sofern man den Commodore 4000 heute noch als Computer bezeichnen würde – man sieht, welchen Fortschritt die Technik gemacht hat!)
Mein B225 schluckt und spielt alles… ohne Revision, ohne Probleme. In der Tat habe ich noch kein Oszi an den Ausgang gehängt; allerdings höre ich auch mit den Ohren, nicht den Augen. Sollte es bei machen anders sein, stimmt vielleicht am Audio-Konzept was nicht… Was ich höre ist gut. Das Klangempfinden ist objektiv nicht greifbar. Die alte Diskussion mit den Röhrenverstärkern (habe auch noch einen…). Was da „hinten rauskommt“ hält kein Oszi aus… Da klirrts, schäpperst und verzerrts… dennoch finden’s manche Leute angenehm…
Dass im Internet „tonnenweise“ defekte B225/B226 angeboten werden, kann ich nicht bestätigen. Ich verfolge die Szene schon lange. Dass überhaupt welche angeboten werden – und diese nach 20 Jahren „immer noch“ zwischen 250 und 400 EURO gehandelt werden, muss wohl einen tieferen Sinn haben. Wahrscheinlich teilen mehr Menschen meine Meinung. Warum wohl bringt ein 5 Jahre alter SONY CD-Spieler keine 5 EURO mehr?
„Nix für ungut“ – jedem das seine. Ich habe jahrelang im Service gearbeitet. Auch auf REVOX und SONY. Ich werde mich hier nicht über die Qualität der SONYschen Videorekorder, Fernseher, CD-Spieler auslassen. Für mich wär’s nix…
Ich wohne in der Nähe des Münchner Flughafens. Was meint ihr, wie viele Taxis der 200D und 240D der Baureihe Mercedes W123 heute noch unterwegs sind? Dutzende! Leute verdienen sich mit 20 Jahre alten Autos noch ihren Lebensunterhalt, Millionen von Kilometern lang. Toyota Taxis aus der Zeit sehe ich nie…
Natürlich kann ich die Fahrzeuge nicht an heutigen Maßstäben messen – Genausowenig wie einen B226 mit einem SONY DVP-NS52P.
Aber irgendwie doch, oder ?!?
Euer Jörg

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