zur Zeit habe ich einen REVOX Evolution Verstärker (Baujahr 1992) eines Repair-Café Kunden zur Reparatur.
Die Kundin bemängelt, dass der Verstärker manchmal nach wenigen Minuten ausfällt, manchmal erst nach 2-3 Stunden. Leichte Schläge auf den Hinterkopf (=Gehäuse) verlängern die Laufzeit...
Bei mir läuft das Gerät ‚eigentlich‘ normal, auch über längere Zeit und ohne Schläge, aber d.h. vermutlich noch nicht, dass es nicht doch noch irgendein verstecktes (z.B. thermisch/mechanisches) Problem gibt…
Beim Öffnen des Geräts sind mir 3 Stellen aufgefallen, die Überhitzungseffekt aufzeigen (s. Bilder):
REVOX_EVOLUTION_Amplifier_überhitzte_Bereiche.jpg
a. Die Bereiche um die Spannungsregler IC13 (+16V) und IC14 (-24V); beide sind aber ok und ebenfalls die Dioden/Widerstände drum herum
b. Die Wärmeleitfolie unter dem 5V Spannungsregler IC3 (Foto links) war eingeschwärzt; Grund: die Federklammer, die das Gehäuse auf den Kühlkörper drücken soll, war abgesprungen; der Regler muss wohl extrem heiss geworden sein, war aber offensichtlich noch intakt; ich habe ihn ersetzt und die Feder wieder richtig fixiert.
Ausserdem habe ich standardmässig die Glättelkos ersetzt (C56, C64) und alle Lötstellen nachgelötet, die optisch irgendwie verdächtig waren.
Alle anderen Bauteile und Spannungen auf der Control Unit sind unverdächtig.
Bei den ersten Messungen ist mir aufgefallen, dass das komplizierte Haupt-Netzteil (Mittelpunktschaltung, Thyristor geschaltet) eigenartige Gleichspannungen an den Audioteil liefert (über Steckerkontakte W1-W5), die ich nicht erklären kann (s. Schema und Blockschaltbild) und wo ich ein Problem vermute.
Vielleicht liege ich völlig falsch, aber ich möchte erst mal das Netzteil verstehen und als Fehlerquelle ausschliessen bevor ich weiter suche. Vom den Ausgangsspannungen hängen nämlich viele weitere Spannungen ab (s. Blockschaltbild).
REVOX_Evolution_Netzteil_Ausschnitt.jpg
REVOX_Evolution_Blockschaltbild_Ausschnitt.jpg
Im Schaltplan oben sind 3 Fälle beschrieben, die alle zu unterschiedlichen Spannungen an W1-W5 führen.
Vor allem verstehe ich nicht, warum
- Alle Spannungen an W1-W5 für den Audioverstärkerteil weit weg von den nominalen Werten liegen und noch abhängig davon sind, ob das Audio PCB angeschlossen ist oder nicht und ob ein –HIPOW Signal kommt
- Anstatt +/-24 V= an C64 bzw. C56 finde ich +/- 31 V=. Mit 22V Wechselspannung des Trafos über den 'halben' Brückengleichrichter DZ4 und dem Glättkondensator MUSS die Spannung doch 22V x 1.4 = 31 Volt Gleichspannung sein und kann niemals 24V sein, oder?
- Wie kann ich am Ausgang von Brückengleichrichter DZ2 45 V messen, wenn der Trafo 10V Wechselspannung über eine separate Wicklung an den Eingang des Gleichrichters liefert (kein Glättelko und W2 ist offen!)
- Ähnliches gilt für DZ1, wo aus 10V Wechselspannung 18V = werden (kein Glättelko und W1 offen)
- Wenn ich -HIPOW (der normalerweise vom Microprozessor über einen event input timer T2 auf Masse geschaltet wird) abtrenne und auf Masse lege, ändern sich die Spannungen an W4 bzw. W3, aber immer noch nicht auf die nominalen Werten.
Die 4 Thyristoren (Q6/Q7 bzw Q9/Q10) habe ich nur im eingebauten Zustand gemessen, da die Platine sehr empfindlich ist und beim Auslöten die Kupferleitbahnen ablöst. Die Gate-Kathoden-Diodenstrecke ist aber bei allen intakt.
Hätte jemand eventuell eine Erklärung für meine Beobachtungen oder Ideen, wo ich nach möglichen Fehlerquellen suchen könnte?
Vielen Dank für eure wertvolle Unterstützung.
Lieber Gruss.
Ulrich
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