Anfang der 90iger präsentierte Revox zur Überraschung eine gelungene äußerlich und durchaus auch technische Glanzleistung, die Evolution. Die Überlegung war, eine optisch ansprechende Hifi-Anlage mit Designanspruch vorzustellen, die beispielsweise in dieser Hinsicht auch B & O Paroli bieten konnte.
Das Ergebnis konnte sich auf jeden Fall sehen (und hören) lassen. FROG Design übernahm für das optische Ergebnis die Verantwortung, Verstärker und Tuner waren Eigenentwicklungen von Revox, der CD-Spieler beherbergte ein Philips-Laufwerk und das (optionale) TapeDeck mit 3 Motoren und 3 Köpfen (ohne Hinterbandkontrolle) wurde bei Alps zugekauft.
Die Evolution mit ihrem außergewöhnlichen Design vermochte zu begeistern, jedoch auch Ablehnung hervorzurufen. Ihre senkrecht stehenden Elemente waren oben und unten durch Vierkantprismen (Bus) mit Alu-Verkleidung verbunden. Die obere Verbindung enthielt alle Audiokontakte, in der unteren Verbindung war die Stromversorgung der einzelnen Elemente untergebracht. Somit entfielen alle Kabelverbindungen der einzelnen Geräte untereinander und auch deren Netzanschlüsse. Lediglich ein Netz- und die Lautsprecherkabel (vom Verstärker) sowie das Antennenkabel (vom FM-Modul) wurden herausgeführt.
Die Montage (und Demontage) der einzelnen Geräte war einfach, bloßes Andocken an die obere und untere Busverbindung genügte, die Fixierung erfolgt durch eine Schraubverbindung.
Das zentrale multifunktionale LCD-Matrix Display (320 x 240 Punkte) in blau-grauem Ton fungierte als Steuereinheit für die komplette Anlage. Helligkeit, Kontrast und Neigung des Displays waren einstellbar. Die Montage erfolgte durch Aufstecken auf das Tastenfeld des oberen Vierkant im Bereich des Verstärkers.
Ausgesprochen schick auch die IR Fernbedienung der Evolution, ein Vierkantstab in Alu, optisch angelehnt an die Vierkantprismen, mit eingelassenen über die Kanten laufenden Tasten zur Steuerung der wichtigsten Funktionen. Eine kleine gummierte Nase erlaubte das schwerelos erscheinende Aufhängen an eine beliebige Stelle des Evolution-Gehäuses. Stichwort Gehäuse, bestehend aus einer Verbindung von Quarzsand und Acryl, die Seitenflächen der Module verfügen über ein Relief der Partitur „Wilhelm Tell“, genial.
Genial ist die Lautstärkeregelung am Verstärker. Der ca. 96 dB umfassende Stellbereich vermeidet dank Steuerung über einen Mikroprozessor nicht nur das Verhindern von Lautstärkesprüngen sondern auch das Kratzen aus den Lautsprechern, wie es bei herkömmlichen Potis durch das Eindringen von Staub entstehen kann.
Über erstmals eingesetzte Softkeys (später auch beim M51 verwirklicht) konnten alle Funktionen der Geräte, der Eingänge sowie der Grund- und erweiterten Einstellungen gesteuert werden. Auch Multiroom wurde bei der Evolution ermöglicht; das hierfür erforderliche TimerModul konnte einfach an der Rückseite des Verstärkers eingesteckt werden.
Der recht leistungsfähige Verstärker mit 2 x 150 W Sinus an 4 Ohm und geringstem Klirr erlaubte den Anschluss von zwei Lautsprecherpaaren. Das FM-Tunermodul erlaubte die Speicherung von bis zu 36 Radiostationen und verfügte über RDS. Der Fremspannungsabstand lag mit 80 dB auf Revoxniveau.
Das CD-Modul gestattete mit seiner motorisch gesteuerten Toplader-Abdeckung eine komfortable Bedienung in 1-Bitstream-Technik und 256-fachem Oversampling. Störabstand und Übersprechdämpfung waren sehr gut.
Beim optionalen TapeDeck garantierte eine Einmesshilfe die Optimierung der verwendeten Bandtypen (I, II und IV), für Geräuschunterdrückung standen Dolby B und C sowie HX-Pro zur Verfügung. Die Geräuschspannungsabstände waren durchschnittlich.
Seinerzeit koppelte Revox das Evolution-Angebot mit drei unterschiedlichen Lautsprechermodellen, wobei das größte Modell (Standlautsprecher) in Summe aus meiner Sicht die beste Wiedergabequalität bot.
Ich hatte mich 1993 nach einer Produktpräsentation für die Evolution entschieden, in der Farbe firn und mit TapeDeck sowie Timermodul. Eine gute Entscheidung, die mir viele Jahre große Freude bereitete und bei Besuch immer Begeisterung auslöste. Bei den Lautsprechern entschied ich mich seinerzeit für die flachen Wandlautsprecher, da ich diese ohnehin nicht behalten wollte. Die große Revox Symbol B Mk III war für die Evolution vorgesehen. Diese erste Evolution spielt noch heute in einem anderen Haushalt mit Revox A Column-Lautsprechern.
Jetzt, 30 Jahre später, Revox bietet inzwischen in seinem Classic-Bereich generalüberholte Geräte verschiedener Produktlinien ab Werk mit einer zweijährigen Garantie an, wird wieder eine Evolution in firn mit TapeDeck bei uns einziehen, fein vorbereitet von den Mitarbeitenden im Revox-Zentralservice in VS. Bei den Lautsprechern steht die finale Entscheidung noch aus, zunächst sind erst einmal die Revox C32 angedacht, die bisher von einem M219 Mk II resp. einem Joy S118 „befeuert“ wurden.
Da aktuelle Revox-Produkte zahlreiche Streamingdienste bereits implementiert und wir TIDAL auf allen Revox Geräten verfügbar haben, kommt die Evolution über einen externen Streamer mit umfangreichen Funktionen (Anschluss AUX) auch in diesen Genuss und ist somit auf der Höhe der Zeit.
Viele Grüße
Bernd
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