In den folgenden Wochen las ich dann viel über meinen Receiver B285 und dessen mögliche Probleme.
Um es gleich vorweg zu nehmen – die Revision der Treibertransistoren ist bei allen B285 Receivern, bei denen die Treiber noch keine KK haben, unbedingt von Nöten.
Als ich meinen Receiver zerlegt und den Verstärker ausgebaut hatte, musste ich feststellen, dass die TO220 Transistoren wie Milchzähne gewackelt haben.
Was war passiert?
Durch die starke Erwärmung während des Betriebes haben sich die Lötaugen zum Teil von der Platine gelöst :-(
Glücklicher Weise waren die Kupferbahnen noch nicht gebrochen, so dass es bis heute zu keiner Beschädigung gekommen ist.
Nun habe ich die Transistoren markiert und ausgelötet.
Aber jetzt habe ich zum elektrischen noch ein mechanisches Problem, denn so halten die schwereren Transistoren mit KK jedenfalls nicht mehr.
Also Kühlkörper für TO220 Gehäuse bei Reichelt geordert und Gedanken zur Befestigung gemacht.
Nach meiner Meinung ist es dringend anzuraten, die Treiber isoliert auf die KK zu montieren, damit bei einem ungewollten Kurzschluss nicht die komplette Endstufe in den Halbleiterhimmel kommt.
Die Idee zur Befestigung war dann den Transistor tiefer in die Platine zu bringen, damit die umgebogenen Beinchen, mit der Leiterbahn verlötet, den Transistoren mehr Stabilität geben.
Einfach nur das Loch größer bohren wäre eine Idee gewesen, ich habe mich für die Feillösung entschieden, bei der die Beinchen (haben ja einen Absatz), konisch gefeilt werden. Ist aber nur für jemanden der Erfahrung in solchen Dingen hat!!
Der Vorteil ist, dass man bei der Montage des Transistors durch seitliches wackeln und beherztes drücken einen Presssitz der Beinchen in der Platine bekommt.
Dann noch die überstehenden Beinchen auf die von Lötstopplack befreiten Leiterbahnen hinbiegen und sauber verlöten.
Bei mir halten die Treiber nun Bombenfest.
Das war der erste Akt mit den Treibern und nun folgt der zweite Akt mit den Elkos......
Also wieder erst einmal Gedanken gemacht, was man an einen 21 Jahre alten Gerät auffrischen muss/darf.
Mir sind dann folgende Punkte in den Sinn gekommen: neue Anzeigenbirnchen, frische Elkos in der Stromversorgung, neue Relais für die Lautsprecher, frische Elkos im Signalweg, kalte Lötstellen aufspüren (typisch bei heißen Bauteilen), eventuell Modifikationen (Tuning) in der Stromversorgung, ordentliche LS-Klemmen habe ich schon vor 21 Jahren realisiert, aber diesmal werde ich die Verkabelung der Klemmen optimieren.
Da die Endstufe wegen der Notreparatur eh schon ausgebaut ist, fange ich mit dieser an. Als erstes kommt ein neues Relais Nais S4 24 Volt in den Ausgang B – den A habe ich in den ganzen Jahren nie gebraucht. Dann kommen die großen Ladeelkos an die Reihe. Die Alten haben 15.000uF bei 63V die Neuen (gibt’s bei Reichelt) haben 22.000uF bei gleichen Abmessungen und gleichem Befestigungsraster. Das ist eine Erhöhung der Siebkapazität um fast 50%. Unter die Elkos kommen noch 1uF Folien C’s, und direkt an die Endstufe kommen anstelle der 470nF Stütz C’s 100 uF, die 470nF kommen dann von der Rückseite direkt an die Treiber. Nun werden noch alle restlichen Elkos gegen frische 105 Grad und 63V Typen ausgetauscht (alles Reichelt). Nachdem die Platine noch nachgelötet wurde ist diese fertig. Achso die Verkabelung meiner LS-Klemmen habe ich von den original Ausgangsbuchsen direkt auf den zentralen MP zwischen den Ladeelkos und direkt an das Relais geführt.
Mit den anderen Platinen verfährt man ähnlich. Erst wieder alle Elkos gegen frische tauschen und dann mit der Lupe kalte Lötstellen aufspüren. Die Stütz C’s für die plusminus 16,5 V können auf Phono- und Eingangsplatine gerne 1000uF betragen, zusätzlich noch 100nF Folie auf die Rückseite der Platine löten.
Ob man die Tuner- und die Decoderplatine überarbeitet, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die Prozessorplatine hat die Besonderheit, dass die Elkos eine Dreipunktbefestigung haben (gibt’s fast alle bei Reichelt), die in das Layout der Platine mit integriert sind – also nur gegen gleichartige Elkos tauschen oder mit Draht die Punkte verbinden. Auch hier schaden 100nF Folie unter den C’s nicht. Die Spannungsregler von Staub befreien und die Schrauben nachziehen.
Jetzt noch die Lötstellen kontrollieren und man ist fertig (mit den Nerven).
Ach ja wer die Prozessorplatine ausgebaut hat, weis warum ich die Sofitten auch gleich mit gewechselt habe: Die Frontplatte muss eh ausgebaut werden um einen Stecker der Frontplatte wieder aufbringen zu können.
So nachdem man ungefähr 1 Million C’s gewechselt hat, weis man auch warum die Revision beim Händler so richtig ins Geld geht.....
Dass man sich vor der Aktion mit Schaltplan und allen Bauteilen eindecken sollte, versteht sich von selbst. Das Relais könnte ein Beschaffungsproblem darstellen, sollte aber auch bei dem einen oder anderen Händler aufzuspüren sein. Die Bezeichnung ist: SDS S4 24 Volt, da SDS jetzt aber NAIS ist, muss man nach NAIS suchen.
Wie klingt es: frischer, präziser, straffer im Bass, ohne jemals lästig zu werden. Ich habe wieder ein topaktuelles HiFi Gerät – wunderbar.
Warum ich die Elkos im Signalweg auch gewechselt habe? Weil ich die Erfahrungen gemacht habe, dass sich gerade diese Kameraden über die Jahre hin schleichend verändern. Bei manchen Herstellern sind diese Elkos schon nach 10-15 Jahre Schrott!
Ob und was bei der Revision alles gewechselt wird, muss jeder für sich entscheiden. Nötig ist auf jeden Fall die Änderung bei den Treibern, sinnvoll ist die Tausch der großen Ladeelkos und aller Elkos auf Prozessor-, Verstärker-, Phono- und Eingangsplatine.
Ich habe alle Platinen revidiert und denke, dass ich nun die nächsten 20 Jahre Ruhe haben werde ;-)
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