Mein Name ist Christian, von Beruf seit gut 30 Jahren Elektroniker und seit ca. 10 Jahren kümmere ich mich um Exoten der HiFi Geschichte von B&O, Revox, Luxman usw.
Btw, hatte schon einen B790 und einen B780 in meiner Sammlung, mussten ach ausführlicher Revision aus Platzmangel leider das Haus wieder verlassen.
Besonders der Plattenspieler hatte es mir angetan, neues Nextel usw, schön klingendes Elas ESG 795.....
Vor einigen Wochen bekam ich über einen guten Bekannten einen B251 zu einem sehr verlockenden Preis angeboten.
Optisch in einem hervorragenden Zustand.
Mein Bekannter meinte ein passendes Netzkabel zu besorgen und den Verstärker auf Funktion überprüfen zu wollen.
Gottlob ist beim Einschalten nichts passiert, der Verstärker gab kein Lebenszeichen von sich.
Nachdem der 251er bei mir eingetroffen war habe ich mir das Gerät einmal genauer von innen angesehen und festgestellt, dass alle Treibertransistoren nur noch locker in ihren Lötaugen steckten und die Platine die wohl vielen bekannten bräunlichen Verfärbungen zeigte.
Also nix mit einschalten.
Hab die Endstufe ausgebaut und sah die "fachgerechte Reparatur" einer Werkstatt für die es auch eine Rechnung gab.
Hier das Ergebnis:
20230702_212506.png
Super Lösungsansatz ;-))
Habe dann den ganzen Brückenbau entfern und nach meinem besten Wissen und Gewissen die Platine instandgesetzt.
20230704_111332.png
Schon ein bisschen besser meine ich.
Für meine Ansprüche aber nicht ausreichend...
Nach einiger Recherche, u.A. hier im sehr informativem Forum, keimte der Entschluss eine neue Endstufenplatine einzubauen.
Die hier gezeigte ist von speaker- terminal.com, bietet eine für meine Erfahrung hervorragende Qualität incl. eines Bestückungsplanes.
Falls das Erwähnen der Firma unter Werbung läuft bitte ich die Mods diese zu entfernen. Ich bekomme nix dafür und bin auch nicht mit der Firma verwandt.
Anhand des Bestückungsplanes habe ich alle Widerstände neu bestellt.
Ich begann die Platine zu bestücken habe dabei die originalen Dioden und Transistoren beibehalten und allesamt vor Einbau geprüft.
"Knallfrösche" ebenfalls neu.
Die Treibertransistoren habe ich gegen neue getauscht hier kamen 2SC2238 und 2SA968 zum Einsatz.
Da für Treibertransitoren TO220 Kühlkörper eingeplant waren habe ich gleich einige Bauteile, die den Kühlkörpern im Weg sein könnten, auf die Platinenrückseite eingebaut.
Dies stellt mit der durchkontaktierten Platine kein Problem dar.
6 Widerstände wurden nach Internetrecherche geändert: Vielleicht sogar original Revox Revisionswerte, bin mir nicht sicher.
R136 /137 auf 16 KOhm
R126 /127 auf 680 Ohm
R122 /123 auf 360 Ohm
Diese Änderungen bewirken, meiner Meinung nach, einen reduzierten Strom durch die Treibertransistoren = weniger Wärme
Auf einer französischen Seite fand ich noch den Umbau der Treibertransistoren auf einen massiven Alublock unterhalb der Ruhestromplatine:
Sehr ambitionierter Ansatz, mit viel Arbeit verbunden.
Einen Lüftereinbau kam für mich nicht in Frage, getreu dem Motto: Wer Zahnschmerzen hat sollte zum Zahnarzt gehen und keine Schmerztabletten nehmen.
Hier die fertig aufgebaute Platine mit der Ruhestromplatine hier schon mit Spindeltrimmern:
20230818_124611.png
Nach einem ersten Test und dem Abgleich der Symetrie und des Ruhestromes ging es an die weitere Revision des Verstärkers.
Den Ruhestrom ( Spannungsabfall über Emitterwiderstand) kann man bequem an PIN 4 und 6 der Ruhestromplatine messen.
Keine Messkabel an den Emitterwiderständen.
Beim Messen der Symetrie (nur bei älteren Modellen einstellbar, 4 Potis) Vorsichtig mit den Messspitzen, der Alukühlkörper ist sehr nahe ;-))
Netzteil:
Alle Elkos erneuert, "RiFa" Kondenstor (Knallfrosch) erneuert, Netzteil auf 240 V umgestellt.
Inputplatine:
Alle Elkos erneuert
Tonecontrol Board:
Alle Elkos erneuert
Spannungregler Board:
Alle Elkos erneuert
Prozessor Board:
Alle Elkos erneuert.
Den Schiebeschalter der Phonosektion habe ich ausgelötet, demontiert, gereinigt und wieder eingebaut.
Das Auslöten mit Entlötpistole war trotzdem ein kniffilige Sache bei 28 Anschlussbeinchen.
Schalter vorher:
20230811_214721.png
Nebenbei sei hier erwähnt, dass nur die Elkos im Netzteil und, komischerweise, auf dem Tonecontrollboard sehr schlechte Werte zeigten.
Alle anderen waren zumeist noch innerhalb vertretbarer Toleranzen.
Hier die Ausbeute:
20230830_212918.png
Nachdem alles wieder Montiert war habe ich den Verstärker erfolgreich in Bertieb nehmen können, nochmals Ruhestrom und Symetrie eingestellt bzw kontrolliert..
Das Display war plötzlich schlecht von oben ablesbar, habe dann noch das Poti auf der Displayplatine erneuert und den Kontrast eingestellt, alles tippi toppi.
Leider gab der Verstäker keine Ton von sich, hatte da mal was von einem "SEPERATED" Schalter gelesen, der wars dann auch, irgendwann gedrückt und die Verbindung von Vor- zur Endstufe ist sauber getrennt.
Ein Tapeausgang zeigte keinen Pegel, nach Ermittlung einer hochfrequenten Schwingung auf diesem Ausgang konnte ich ein defekten Operationsverstäker ausmachen und ersetzen.
Zu dem Temperaturproblem sei folgendes erwähnt:
Vor der Renovierung hatte ich eine Austrittstemperatur von fast 50 Grad Celsius über der Endstufe bei geschlossenem Gehäuse gemessen.
Nun liegt die Temperatur bei ca 42 Grad nach 1 Stunde Zimmerlautstärke.
An den Treibertransistoren habe ich eine Temperatur von ca 60 Grad in den Rippen des Kühlkörpers gemessen.
Ist zwar mehr als Anfassfeeling aber allemal besser als vorher.
Habe den B251 probehalber einmal um ca 1,5 cm angehoben betrieben, dabei verringert sich die Austrittstemperatur weiter auf ca 40 Grad.
Jetzt spielt der 251er sauber ohne irgendwelche Mätzchen.
Sooo, ich hoffe euch gefällt mein kleiner "Leidensweg" aber ich wollte euch gerne daran teilhaben lasen.
Habt ihr Fragen oder Kritik, dann schreibt gerne, nur nicht persönlich beleidigen, da steh ich nicht so drauf ;-))
Schade, das nur 5 Anhänge erlaubt sind, hätte da noch ein paar mehr Bilder gehabt.
Beste Grüße
Christian
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