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    Ein lesenswerter User-Beitrag zu Bandmaschinen.

    Anwenderkommentar von EROC

    STUDER – der zuverlässige Bruder.
    (Kommentar von EROC - einem, der’s wahrlich gelernt hat)

    Mein erstes Tonbandgerät war ein Schaub-Lorenz SL-100 mit Röhrentechnik. Ich bekam es 1961, als ich zehn war. Und exakt zwei Jahre später - ich hatte lange genug genervt- kauften mir meine Eltern tatsächlich ein zweites dieses Typs, damit ich endlich nach Herzenslust experimentieren, kopieren und studieren konnte. So „erfand“ ich den Phasing-Effekt (1964) durch geschicktes synchrones Starten beider Geräte, das Stereo (1966) durch Aufnahme eines Bandes über die beiden Mono-Geräte und die HiFi-Aufzeichnung (1967) durch die Montage eines größeren Rades aus dem Stabilbaukasten auf die Achse des Motors, wodurch die Bandgeschwindigkeit erhöht wurde, dadurch natürlich der Bias nicht mehr stimmte, aber alles herrlich frisch und ohne Drop-Outs rüber kam. Etliche Aufnahmen davon (z.B. von Radio CAE) existieren noch heute und klingen wie am ersten Tag.

    Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich zielbewusst anstrebte, endlich eine richtige „Maschine“ zu bekommen. Lange genug hatte ich die HiFi-Jahrbücher von 1968 und 1969 gewälzt, die schönen großen Spulen des „Ferrograph“ bewundert, mit dem TG-1000 von Braun geliebäugelt, die Flüche von Freunden gehört, die ihr Uher-Royal am liebsten in die Tonne getreten hätten...

    Mein Traum war die Revox A 77, die als Nachfolger der legendären G-36 gerade neu erschienen war. Und 1970 war es dann so weit: ich hatte mein karges Geld aus der Lehre so lange gespart, bis es für die 1.350,- Mark reichte und sie dann mit ihrer glänzenden Bedienfront und den riesigen 27-cm Spulen vor mir stand. Die ersten Wochen schlief ich neben dem Gerät und nutzte wirklich jede freie Minute des Tages, um mit meinen drei Geräten alles auszuprobieren, was denkbar war.

    So kam ich zu Studer-Revox, aber ich ahnte nicht, was durch meine Band „Grobschnitt“, die damals gerade im Entstehen war, daraus werden sollte...

    Ich habe sie alle besessen: A 77, A 77 HS mit 38 cm/S, B 77, A 700, A 80, A 810, A 820, auch in 16 bzw. 24-Spur Ausführung. Und einige davon tun noch heute getreulich hier ihren Dienst. Und ich kannte alle aus dem täglichen Gebrauch: Telefunken, Studer, Ampex, Scully, Itam, MCI, Otari, von denen ich auch etliche besaß und zum Teil noch heute habe. Doch war es nur eine einzige Frage, wenn man im Profibereich wirklich das beste wollte: entweder TELEFUNKEN (M 5, M 10, M 15) oder STUDER (A 80, A 800).

    Der Rundfunk setzte in großen Bereichen auf Telefunken, wohl auch wegen vertraglicher Dinge. Aber der Rundfunk in Deutschland klang ja auch nie wirklich gut. Trotzdem kauften auch viele Studios Maschinen dieser Marke, denn sie galten als unglaublich zuverlässig. Und betrachtet man heute die fast 10 kg schwere Schwungmasse am Motor einer M 10 A, dann ist der Begriff „unverwüstliche Dinosaurier“ gerade hier als erstes angebracht.

    Doch Studer entwickelte als erster den auch in der Kleinserie Revox eingesetzten geregelten Capstan und übertrug die Erfahrungen im Profibereich rigoros auch in die Amateurklasse. Die modulare Technik, die bewährten, von Studer selbst gefertigten Tonköpfe, die Pinch-Roller, ja sogar die Birnchen für die Beleuchtung waren bei den Studiomaschinen und in der Revox-Serie identisch. Das verschaffte Studer zum einen Vorteile in der (einheitlichen) Fertigung, zum anderen den Ruf, dass die Revox die wohl beste Amateurmaschine der Welt sei, was durchaus behauptet werden kann, denn die Amateur-Serien von Telefunken waren dagegen ein Witz.

    Doch auch im Profi-Lager hatte Studer die Nase bald vorn. Wirkte eine M 10 wie ein solider Mercedes, strahlte die A 80 mit ihrem Aluminium-Design, den riesigen Bedientasten und der patentierten Bandführung dagegen wie ein Rolls Royce, den Telefunken auch mit der M 15 nicht erreichen konnte. Ich vergesse nie die Augen einiger Mitarbeiter von Radio Bremen, die mich 1981 erstmals zu einem Interview besuchten. Sie staunten die A 80 an und sagten: „Mann, was für ein Anblick! Für so was hat Radio Bremen kein Geld, wir haben „nur“ Telefunken...“

    Doch auch klanglich bevorzugte man, wenn man Ohren hatte, die Studer. Bei Polygram in Hannover hörte ich mehr als einmal als Antwort auf meine Frage „warum Studer?“ den Satz „die klingt schöner, weil sie gegenüber Telefunken eine andere Tonkopfwicklung hat...“

    Später, als die HiFi-Technik weitere Fortschritte machte, offenbarten sich jedoch klangliche Schwächen der professionellen Bandmaschinen. Hatte man mit Dolby A bzw. Telcom oder dBx das Bandrauschen zwar in den Griff bekommen, so war doch immer noch ein Unterschied im Studio hörbar, wenn eine Darbietung zunächst direkt abgehört und danach „vom Band“ kam, was leider den Ruf begründete, dass das Tonband doch irgendwie kein optimales Aufnahmemedium, und die heutige Digitaltechnik „viel besser“ sei. Das ist ganz klar gesagt, falsch. Die 16-Bit CD ist eine Frechheit vom Klang her, und mit 192 kHz und 24 Bit erreichen wir derzeit gerade mal eine akzeptable Lösung für die Tonkonservierung bzw. die Kopie alter Tonbänder.

    Der Hauptfehler von Studer und allen anderen lag darin, dass man sich gezwungenermaßen zu sehr auf Servicefreundlichkeit, leichte Bedienbarkeit und die korrekten Messdaten konzentrierte. Im täglichen Profieinsatz musste man „mal eben“ eine Karte wechseln, bzw. per Messgerät sehr schnell und sicher die Normdaten kontrollieren und korrigieren können. Doch das wurde mit Technik erkauft, die dem Klang abträglich ist. Unzählige Steckverbindungen und lange Kabelwege, unzweckmäßige Auslegung der Schaltungen kosten Transparenz, ein eminenter Faktor im Klang, der nicht „messbar“ aber sehr wohl hörbar ist. Doch was nicht messbar war, galt lange Zeit leider als Unsinn und Spekulation und wurde, wenn doch hier und da erkannt, dann auch noch unter der Decke gehalten.

    Ich vergesse niemals den Spruch eines begnadeten Service-Technikers von Studer, den ich zum erstmaligen Einmessen unserer ersten A 80 (16-Spur) bestellt hatte. Er checkte den Bias (Hochfrequenzvormagnetisierungsjustierung) nach dem Buch mit einem Messgerät bei 10 kHz exakt nach Vorschrift. Ich machte das aber schon seit Jahren bei 100 Hz nach dem Gehör, weil das klanglich bessere Ergebnisse brachte. Sein Kommentar: „Sehen Sie das so,
    ich muss als Techniker dem Kunden beweisen, dass ich seine Maschine richtig und präzise eingemessen habe. Wenn der Bandhersteller 1.5 dB über Bias-Maximum vorschreibt, muss das dann auch im Messprotokoll so stehen. Ich kann mir da nicht einen Kopfhörer aufsetzen, einen Brummton auf’s Tape geben, und so lange schrauben, bis es meiner Meinung nach „gut klingt“. Da würde Studer mich nach drei Tagen rausschmeißen. Aber lassen Sie sich eines sagen, Herr Eroc (er nannte mich immer „Herr Eroc“), ein wirklich guter Klavierstimmer benutzt kein Oszilloskop, sondern ausschließlich sein Gehör...“

    Sein Gehör benutzt z.B. Tim de Paraviccini in England, einstmals Entwicklungsingenieur bei Luxman, heute „verrückter Professor“ in Sachen Analogtechnik und Bandmaschinen. Er verteufelt die Digitaltechnik rigoros und modifiziert Studer-Maschinen so, dass sie weit über 35 kHz hinaus noch sauber aufzeichnen und endlich richtig gut klingen. Und nichts anderes machte ich auch: Verkabelung aus der Hochtemperaturreaktorsteuerungstechnik (auch intern), Überbrückung aller Steckverbindungen (auch bei IC’s), Wunderwässerchen bei allen noch notwendigen Steckanschlüssen, Überdimensionierung der Spannungsversorgungen und weitere Tricks und Konstruktionen, die alle den Klang „nach vorn“ bringen. Im Bereich Remastering und Restaurierung hole ich dadurch von Tonbändern wirklich alles runter, was drauf ist, und das ist mitunter sehr sehr viel!

    Im meiner neuen Serie (leider auch nur auf 16-Bit CD erhältlich) „The History of Solar Music“ veröffentliche ich erstmals Konzertmitschnitte von Grobschnitt aus den 70’ern. Sie stammen alle von Cassette (!) bzw. Aufnahmen mit der Revox A 700 auf 19 cm/S. Der einhellige Kommentar ist, dass die Band auf Konserve noch nie so gut geklungen hat und diese Live-Mitschnitte klanglich das meiste auf dem Markt an die Wand drücken. Jemand behauptete sogar, dagegen könne man die letzten Live-Remasterings von Pink Floyd, die ich leider nicht kenne, getrost in die Tonne treten. Und dieser „Jemand“ besitzt zufällig eine Plattenfirma mit tausenden von CD’s im Vertrieb.

    Ich bin mit Studer und der analogen Bandtechnik groß geworden. Und ich bin noch längst nicht bereit, dem abzuschwören. Die heutigen digitalen Möglichkeiten sind eine sinnvolle Ergänzung, aber bestimmt kein Ersatz.

    EROC – April 2002

    #2
    Naja!
    Jeder soll mit seinem Glauben selig werden. Prinzipiell halte ich mich aus solchen Diskussionen raus.
    Aber, ein Analogtape mit max 50db Signalabstand und 1% K3 über die CD zu stellen, dreht mir den Magen um.
    Mache seit fast 35 Jahren Tonaufnahmen. In der letzten Zeit ausschließlich digital.
    Wenn ich mir dazu die Original-Tapes aus den 70er Jahren anhöre kommt mirs Weinen: Dumpf, Rauschen, Phasenverschiebungen und Klirrfaktor.
    Sogar die Aufnahmen mit der PR99 oder A80 können einer modernen 20Bit-Digitalaufnahme nicht im entferntesten das Wasser reichen. Sicher hört man mit zunehmendem Alter nicht mehr das ganze Frequenzspektrum, aber immer noch so gut um in den Pianissimostellen das Rauschen zu hören. Der Spektrumanalyzer zeigts ganz deutlich: Bei Analogbändern beginnt meist bei 15kHz die Dämpfung. In der Digitaltechnik gehts zumindest bis 22kHz ohne jeglichen Abfall bei einem Störabstand von mindestens 110db und einem Klirrfaktor von weniger als 0,001%.
    Aber wie schon erwähnt - jeder soll in seiner Fasson selig werden ....
    Gruß
    Freak
    Wenn die Menschen nur über Dinge reden würden, von denen sie etwas verstehen - das Schweigen wäre bedrückend (Robert Lembke)

    Kommentar


      #3
      Hallo,

      in diesem Zusammenhang ist vielleicht ein (Hör-)test interessant, der in der Zeitschrift Stereoplay 01/04 veröffentlicht wurde.
      Es ging darum, Plattenaufnahmen mit gutem Equipment auf CD (16 Bit) und DVD-Audio (24 Bit) zu brennen und anschließend durch einen Hörtest mit dem Original (Vinyl) zu vergleichen.
      Kurz zusammengefasst: Die CD brachte ein ernüchterndes Ergebnis, erst die DVD-Audio kommt nahe (wenn auch nicht ganz) an das "Original" heran.

      Zu EROC: Nachfolgend ein Zitat aus dem Umschlagstext der Grobschnitt LP "Rockpommel's Land" aus dem Jahre 1976:
      "The whole thing was done by composing and rehearsing for about 10 months and then recorded from NOV 1976 to FEB 1977 at Conny's Studio with the deserving help of a fully dBx'ed MCI 24-track tape recorder at 30 ips (76 cm/S) on four AGFA "PEM 468 professional-type 2" tapes."

      Auch wenn es eigentlich nicht wirklich wichtig ist, aber solche Angaben wünsche ich mir häufiger.

      Gruß
      Christoph

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        #4
        Ja - ich suche schon angestrengt einen Kommentar von Neill Young (ich meine in der Zeitschrift stereoplay), der damals zum Thema "Musik auf CD" meinte, die 90er Jahre würden als die Zeit mit der schlechtesten Qualität der Musikreproduktion in die Geschichte eingehen.
        Ich halte auch wenig von zu viel Messgerätegläubigkeit - wer misst misst Mist ? - usw. Hat denn unser Gehör einen linearen Frequenzgang? Warum gefällt denn der sog. Röhrenklang so gut? Haben die Röhren nicht messtechnisch gesehen miserable Werte?
        Ich erlebe immer wieder, dass Gäste im Blindvergleich die Schallplatte als die wesentlich besser klingende Aufnahme identifizieren und meinen - klar, das ist die CD - merkt man sofort, klingt viel besser. Das Staunen ist jeweils sehr gross ....
        Aber egal - jeder wie er will - ist ja ein Hobby - oder?

        Kommentar


          #5
          Hallo dnalord,

          ich gkaube Du suchst dies hier:


          Neil Young
          Mitglied der Crosby, Stills Nash & Young und auch von Crazy Horse, sowie Solo-Sänger und Songwriter und und und, Anfang der 90er zur neuen CD-Technik (erschienen am 8. März 1993):

          "Das wunderbare an Musik ist, dass sie uns wie eine Welle überrollt. Digitale Musik zu hören bedeutet dagegen, einen Haufen Eiswürfel über den Kopf gekippt zu bekommen". Er vergleicht digitale Tontechnik mit einem Fliegengitter vor dem Fenster: wenn man näher herangeht, sieht man durch jedes einzelne Loch eine Vielzahl von Farben, 'Digital' indes bedeute, dass man sich für eine Farbe pro Loch entscheiden müsse: "das ist alles was man sieht: die jeweils dominierende Farbe.". Für die Zukunft mutmasst Young, dass die Welt wieder zur analogen Technik zurückkehren werde und man zurückblickend etwa so redet "Hm, das also war das digitale Zeitalter. Möchte mal wissen, wie die Sachen tatsächlich klangen. Die waren damals so hingerissen von dieser Technik, dass sie gar nichts wirklich aufgenommen haben. Sie haben nur Digitalaufnahmen davon gemacht."

          Nun, liebe Tonbandfreunde, dieser alte Artikel gewinnt derzeit erheblich an Bedeutung, oder ;-)

          Gruß an Alle Karl

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            #6
            Und wenn noch etwas anmerken darf: Zum Zeitpunkt der Einführung der Musik-CD gabs noch keine zu einem entsprechend niedrigen Preis herstellbaren D/A-Wandler, sonst hätte man wohl schon damals höhere Takt- und Bitraten gewählt. Das größte Argument ist ja immer noch die rausch- und knisterfreie Darbietung - vom guten Klang wollen wir mal nicht reden.
            Man sollte auch daran denken, dass zB Hollywood seine Filme brav auf Zelluloid bannt, später vielleicht digital erzeugte Effekte dazubastelt - die Datenmenge eines Films von sagen wir 3 Stunden Dauer in für Kinozwecke brauchbarer Auflösung digital gespeichert, ist derzeit ja auch nicht vernünftig speicher- bzw nutzbar.
            Es gibt auch in vielen anderen Fällen eine Rückbesinnung auf analoge Signale: In der PC-Technik gabs mal Grafik-Darstellungen, die digital übertragen wurden zB EGA. Als man dann später höhere Auflösungen und mehr Farben wollte, kam die Analogtechnik bei VGA und allen Nachfolgetypen wieder zum Einsatz.
            Lassen wir uns also überraschen
            Meine Ohren funktionieren jedenfalls allen Unkenrufen zum Trotz immer noch analog.....

            Kommentar


              #7
              Liebe Revox-Freunde,

              also ich würde den Beitrag einfach als das
              nehmen, was er ist: Werbung für die 'neue
              Serie'. Den Stil hat er sich aus den
              einschlägigen 'Fachblättern' abgeschaut.

              Es ist doch sinnlos, Alibi-Physik,
              den Mythos des 'Unmessbaren', undefinierte
              Begriffe, Emotionen, ... auf diese seltsame
              Art zu verquicken und dann am Ende
              zu behaupten, bei mir klingt es am Besten.

              Da soll ganz einfach das Gehirn beim Leser
              ausgeschaltet und zum unreflektierten
              Kauf animiert werden.

              Gruss Refox

              Kommentar


                #8
                Original geschrieben von refox
                Liebe Revox-Freunde,

                also ich würde den Beitrag einfach als das
                nehmen, was er ist: Werbung für die 'neue
                Serie'. Den Stil hat er sich aus den
                einschlägigen 'Fachblättern' abgeschaut.

                Es ist doch sinnlos, Alibi-Physik,
                den Mythos des 'Unmessbaren', undefinierte
                Begriffe, Emotionen, ... auf diese seltsame
                Art zu verquicken und dann am Ende
                zu behaupten, bei mir klingt es am Besten.

                Da soll ganz einfach das Gehirn beim Leser
                ausgeschaltet und zum unreflektierten
                Kauf animiert werden.

                Gruss Refox

                Ganz meine Meinung!

                GRuß
                Freak
                Wenn die Menschen nur über Dinge reden würden, von denen sie etwas verstehen - das Schweigen wäre bedrückend (Robert Lembke)

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