
Viele meiner Kassetten sind nämlich in schlechtem Zustand - teils schwergängig mit welligem oder angeknitterten Band - und ich suche ein robustes "Profigerät", das sowas sauber und ohne Bandsalat abspielen kann. Ist Revox das richtige dafür?
Manche rieten von Doppelcapstan komplett ab, weil das bei schlechtem Band eher noch mehr Ärger macht als ein Haushaltstapedeck. Ist das wirklich so, oder nur wenn das Laufwerk nichts taugt? Im HiFi-Forum kam statt klarer Antworten mehr Stunk und Gelaber von Highend-Snobs, darum frage ich nun die, die sich mit so etwas auskennen. Einen Fehlkauf kann ich mir bei >200€ nicht leisten.
- Ist Revox gut für wellige oder zerknitterte Kassetten geeignet?
Ich habe nämlich einen Karton voll alter Audiokassetten, die ich gerne wieder abspielen und evt. teils digitalisieren möchte. Viele Aufnahmen aus meiner Kindheit sind auf Billigbändern (Ferro/ Eisenoxyd) mit sehr unterschiedlichem Azimuth (von Kinder-Kassettenrekordern, Ghettoblaster etc.) aufgenommen, wobei ich seit meinen ersten Heimcomputer-Datenkassetten die Angewohnheit hatte, ständig den Kopf nachzujustieren sobald es dumpf klang (habe meist Kauf-Musikkassetten als Testsignal benutzt). Ich habe auch diverse Kaufkassetten aus Billigmaterial. Meine späteren Kassetten sind Chromdioxid (TDK SA, Sony UX-S etc.) und wurden meist mit dem Telefunken TC650 aufgenommen, wobei ich Rauschunterdrücker grundsätzlich ausgeschaltet ließ, da mich die schwabbelnden Drums und Piano-Anschläge deutlich mehr stören als das Rauschen. Das TC650 verstarb jedoch leider kürzlich an einem zerbröselnden Idler-Zahnrad.
Am TC650 störte auch vor allem der immer im unpassendsten Moment auftretende Bandsalat bei Sony UX-S-Kassetten (das war die letzte noch IEC-konforme Bandsorte); am Ende des rabiat schnellen (leicht nach Kettensäge klingenden) Spulvorgangs raste die jeweils abwickelnde(?) Spule dabei mit einem heftigen Ruck weiter in Gegenrichtung, wobei sich die Bandschlaufe falschrum wieder aufwickelte und dabei manchmal in der Kassette an der Wickelöffnung vorbei nach unten flutschte, sodass das Band um 180° verdreht unten in der Kassette landete; und da die nicht aufschraubbar waren, musste man dann das verschweißte Plastikgehäuse aufbrechen, die Bandspule umdrehen und das Gehäuse mit Klebefilm wieder verschließen

Ich hatte mir zunächst folgende Liste von Funktionen überlegt:
notwendig:
- robustes, starkes Laufwerk (für schwergängige alte Billigkassetten)
- zuverlässig/ alterungsfest
- gut zu reinigen/ zu warten
- keine Bandsalat-Neigung (z.B. langlebiger Idler, behutsames Spulen)
- mindestens 2 Motoren (für Capstan getrennt)
- guter Gleichlauf & Bandführung (auch schäbiges Knitterband)
- haltbare Köpfe
- kein rauer Löschkopf (schadet Ferro-Band?)
- einstellbaren Azimuth (mindestens per Schraubendreher)
- für Ferro und Chromdioxid
- Dolby B Wiedergabe (vor allem Kaufkassetten)
- Bandzählwerk
- manuelle Aussteuerung
- wenig Netzbrumm
- gut für fremd bespielte Bänder
- angenehmer Wiedergabe-Klang (Aufnahme ist weniger wichtig)
- Mikrophoneingang
- Kopfhörerausgang
wünschenswert:
- silberne Alu-Front mit Drehknöpfen
- Analoganzeigen
- mechanische Laufwerkstasten
- 3 Köpfe (Hinterbandkontrolle, klarere Höhen?)
- BIAS-Einstellung von außen (Einmesscomputer?)
- Azimuth-Einstellknopf oder -automatik
- Dolby B,C
- Echtzeitzählwerk (gibt es das???)
- Gebrauchtpreis bis 50EUR (max. 100EUR?)
unnötig:
- exotische Rauschunterdrücker (Dolby S, HighCom, HX Pro, dbx etc.)
- exotische Bandsorten (Metall,Reineisen,FerroChrom)
- Autoreverse (oft technische Probleme)
- Doppeltapedeck
- extreme Spulgeschwindigkeit
- elektronische Laufwerkstasten
- CD-Player-Imitat (Titelprogrammierung, Skip, Zeitschaltuhr etc.)
- Fernbedienung
- perfekt neuwertiger Gehäusezustand
- USB-Anschluss, Digitalausgang (würg...)
Der volle Thread findet sich hier: bestes HiFi-Tapedeck für alte Billigkassetten?
Revox erfüllt davon manche Sachen nicht, doch man kann nun mal nicht alles haben. Das Prinzip der komplett computergesteuerten Revox-Laufwerke mit quasi per Force-Feedback digital emulierten Bremsen und Rutschkupplungen kam mir erst tollkühn vor, aber bisher fand ich im Web keine Beschwerden über katastrophalen Bandsalat durch Systemabstürze; es scheint also zu funktionieren (bis auf manchmal abnutzende Motorlager oder kaputte Lichtschranken). Auch der karierte Technolook des B215 ist gewöhnungsbedürftig (mir gefallen eher silberne Frontplatten mit Drehknöpfen und Analoganzeigen), doch er ist halt ein Kind seiner Zeit (New Wave...) und daran könnte ich mich schon gewöhnen.
Das einzige was mich an Revox-Tapedecks ernstlich stört, ist dass sie kein vom Bedienfeld aus einstellbaren oder automatischen Azimuth haben. Bei so einem Profilaufwerk wäre das echt angemessen, doch nicht mal die noch ernster gemeinten Studer-Versionen haben es. Azimuthkontrolle gibt es leider generell nur bei wenigen sehr teuren Nakamichi (sind nich haltbarer als Haushaltstapedecks, oft fies zu reparieren) oder noch teureren raren Exoten (Tandberg, ASC etc.), die inklusiv laufender Kosten für mich unbezahlbar wären, und die man wohl besser denen überlässt, die es als ihren Lebensinhalt ansehen ständige Zeit und/oder Geld in deren Wartung zu investieren um dann OEM-originalverpackte Metallbandkassetten für Stück 80€ drin zu verbraten... (Ich habe schon genug andere antike Hardware am Laufen zu halten - ein sauteures und trotzdem noch unzuverlässiges Tapedeck brauche ich definitiv nicht, egal wie gut es klingt. Ich suche ein mechanisch sehr gutes und zuverlässiges Gerät mit haltbarer und reparierbarer Profitechnik - ob das nun das angeblich weltbeste oder nur siebtbeste in irgendeiner Rangliste wäre, ist mir egal. Studiotechnik ist mir da eher vertrauenswürdig als irgendein selbstbeweihräucherndes und kurz darauf abrauchendes Stück "Highend"; bei Revox hoffe und erwarte ich dass die wissen was sie tun. Zumindest das Studer-Zeug war schließlich eher Arbeitspferd statt an technisch unsinnigen Stellen überteuertem Angeber-Schöntöner, und in Revox-Tapedecks steckt das selbe.)
- Wie gut eignet sich Revox für ramponierte Kassetten?
Die Kassetten aus meiner Kindheit waren fast alle schon mal irgendwie gebandsalatet, weil die in allerhand Sperrmüllrekordern drin steckten oder in die Grundschule mitgenommen wurden etc. um sie in fremden Ghettoblastern anzuhören. Das einzige was sie definitiv nicht ertragen mussten war die glühend heiße Hutablage eines sommerlichen Autos (eher schon den magnetischen Motor eines zu nahen Spielzeugautos...) Trotzdem möchte ich das alte Zeug wieder benutzen können, daher brauche ich was mit unter diesen Umständen besonders präziser Bandführung.
Mein Pioneer CT-F4040 (Zweitrekorder) fraß kürzlich z.B. eine nachgespielte Kassette mit NDW-Musik. ("Deutsche Schlagerparade" von Starlet, Aufschrift "Qualitätsmusikkassette", Inhalt lausig welliges Band ohne Vorband in extrem wabbeligem, schraubenlosen Gehäuse). Das Band hing plötzlich an der Kassette zum Gehäusespalt raus, und reflexartiges Spulen machte es folglich noch schlimmer. Jene "Qualitätsmusikkassetten" gehörten wohl zur miesesten Sorte (kaufte ich als Kind für 3DM o.ä. im Kaufhaus). Das Label ist in Gold direkt aufs klapprige Gehäuse gedruckt (sparte Papier?), und soweit ich erinnere, wellte sich das schwärzliche Band schon als sie neu war. Ich vermute dass es sich dabei um eine "Bügeleisenkopie" handelte. Soweit ich erinnere, gab es nämlich industrielle Schnellkopierverfahren ohne Tonkopf, bei denen das Original auf Eisenoxydband(?) von einer heissen Walze gegen das Kassettenband aus Chromdioxid (?, die Farbe passt) gepresst wird. Da die Walzentemperatur (irgendwas >100°C) zwar über der Curie-Temperatur des Kassettenbandes aber unter der des Originalbandes liegt, wird nur das Kassettenband weichmagnetisch und nimmt dadurch die Magnetisiertung des Originalbandes an. Durch die starke Wärmebelastung verwellt sich billiges Kassettenband dabei, sodass es im Laufwerk schlingert und zu Bandsalat neigt. Das ist schade, weil grade solche "nachgespielten" Aufnahmen oft interessante Variationen der Musikstücke sind; die normale Standardversionen aus den Hitparaden kriegt man schließlich überall als CD oder (würg!) datenreduziertes Kaufdownload.
Ich möchte auch solche mechanisch heiklen alten Kassetten abspielen können ohne dass sie bandsalaten. Den Ratschlag solches Band in bessere Kassettengehäuse zu transplantieren gefällt mir nicht; da die Gehäuse zwar billig aber nicht durch Hitze deformiert sind, zweifle ich auch am Nutzen, da hauptsächlich das Band selbst wellig ist. Hat hier jemand Erfahrung mit solchen Kassetten in Revox-Tapedecks?
Im Web fand ich einzelnde Bemerkungen, dass ein B215 bei schwergängigen Kassetten stehen blieb oder nicht spulte; ist das typisch, oder war das Exemplar bloß schlecht gewartet oder dejustiert? Kann man das Drehmoment in der Elektronik einstellen?
(Falls ein Doppelcapstan-Deck für mich generell nichts bringen kann, würde ich eher mein TC650 reparieren und modifizieren statt mir noch ein Einzelcapstan-Tapedeck zu kaufen.)
- Gibt es Wiedergabe-Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen?
Unterscheidet sich die Klangqualität vorbespielter Bänder zwischen B215 und B710 bzw. deren Varianten? Der B215 gilt bekanntlich als eines der Weltklasse-Tapedecks - liegt das nur am Einmesscomputer bei Eigenaufnahmen des Geräts, oder unterscheidet sich auch die reine Wiedergabe?
(Den B710 fände ich evt. hübscher, weil der mit den 2 Metalldrehknöpfen und Kippschalter noch richtig nach "Tapedeck" aussieht. Andererseits geht das Design vom ersten B215 auch schön in Richtung 1980er Science-Fiction. Auf eBay ist der Preis beider Modelle ungefähr gleich. Hat ein Studer A721 Sonderfunktionen, die das normale B215 nicht kann? (z.B. manuelle Bias-Feineinstellung oder PlayTrim - der B215 soll ja sehr automatisiert sein) Vermutlich wäre der A721 für mich sowieso zu teuer und Signalpegelanpassung am Aufnahmeeingang wäre auch ein Problem (mein Röhrenamp hat DIN-Pegel) sofern dafür kein Trimmer drin ist. Stellt man am B710 das Bias per Knopf ein, oder gibts da bloß Trimmer wie beim Telefunken?)
- Wie ist die Haltbarkeit?
Vor allem darf nichts kaputt gehen was ich nicht selbst reparieren kann, denn professionelle Wartung bei Revox wäre für mich unbezahlbar. (Ich habe 6 Semester Elektrotechnik überlebt und kann grundsätzlich Dinge reparieren, sofern keine irreparabelen Spezialteile oder Spezialmessgeräte oder Geheimwissen nötig sind. Derzeit habe ich z.B. kein intaktes Oszi.)
Ich las, dass manche Laufwerke abnutzende Gleitlager in den Motoren enthalten, die nur sehr fummelig zu wechseln sind. Gibt es die grundsätzlich nur im B710 MkI, oder sind auch MkII-Modelle und B215 betroffen?
Worauf sollte man bei eBay besonders achten? Sind abgenutzte Tasten oder Spulverweigerung ein KO-Kriterium? Bedeutet tote Displaybeleuchtung i.a. auch übermäßige Laufleistung und daher Abnutzung der Motorlager? (Ich werde wohl sowieso eine vom Gehäuse leicht demolierte "Ratte" kaufen, da ein Exemplar in optisch perfektem Sammlerzustand einfach zu teuer ist. - Hat hier jemand sowas anzubieten?)
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