ich bin gerade dabei, einer A77 Mk III, Halbspur, wieder neues Leben einzuhauchen. Ich habe sie mit folgenden Fehlteilen bekommen: Netzkabel, Tonköpfe, Gehäusefüße und Zählwerk.
Die Fehlteile sind nicht das Problem, teilweise habe ich sie, teilweise habe ich sie inzwischen aus der Bucht gefischt.
Nachdem einer der RIFA-miniprint-Knallfrösche auf der Laufwerksteuerung unter Qualmentwicklung hochgegangen war und die Maschine nicht lief, widmete ich mich den grundlegenden Dingen: Steuerungsplatte ausbauen, alle 0,47µ-Entstör-Rifas durch neuzeitliche X2-Typen ersetzt, den dabei mit draufgegangenen 4,7 Ohm-Widerstand ebenfalls. Alle Relais gezogen, geöffnet und deren Kontakte gereinigt und poliert. Wieder eingebaut.
Beide Transistoren der Lichtschranken-Schaltstufe ausgelötet, mit dem Tester gecheckt und für gut befunden. Alle Dioden durchgemessen. Alle Hochlastwiderstände auf der Platine durchgemessen - o.k.
Printplatte mit einschlägiger Chemie gereinigt, Schalterkontakte gereinigt, leicht mit Vaseline gefettet und wieder eingebaut. Die zahlreichen Kabelstecker hatte ich vorher alle schön aufgemalt und beschriftet, und auch nach dem Einbau noch mal mit dem Servicemanual verglichen. Alles korrekt.
Die 40 Jahre alten MP-Phasenschieberkondis (die Maschine ist eine der ersten Mk III von ca. 10/1971) ausgebaut und durch neue mit 2 x 4,5 und 1 x 3,5 µF/385V~ ersetzt. Verdrahtung drei mal mit meiner Zeichnung und dem SM verglichen...
Anschließend noch diverse Reinigungsarbeiten, Bremsen gemacht, fehlendes Zählwerk eingebaut, u.dergl., was hier aber nicht relevant ist.
Nun kam der Moment, wo ich die Maschine erstmals wieder in Betrieb nehmen wollte (die Tonköpfe fehlen noch, die NF-Platinen sind gezogen).
Netzkabel rein, Schalter gedreht und—es knallt nichts, die Kontrollämpchen leuchten, der Capstanmotor pfeift leise hoch. Geruchsprobe und Blick auf die Rückseite: keine Feststelllungen. Nun gut, also Laufwerkstest.
Rücklauf: linker Wickelmotor läuft schnell und kräftig an, lässt sich per Hand kaum bremsen. Der rechte Motor läuft gar nicht!
Vorlauf: der linke Motor läuft mit halber Kraft im Uhrzeigersinn, der rechte läuft im Gegenzeigersinn, aber ohne Drehmoment, lässt sich von Hand ohne großen Kraftaufwand bis zum Stillstand bremsen! Gleichzeitig läuft DER CAPSTANMOTOR RÜCKWÄRTS!
Beim Druck auf STOP halten die Wickelmotoren an, der Capstan ebenfalls und nimmt sofort wieder seine korrekte Laufrichtung auf.
Start: Andruckrollenmagnet (Bremsmagnet übrigens bei allen Betriebsarten ebenfalls) zieht an, linker Wickelmotor läuft langsam im Uhrzeigersinn, der rechte steht still.
Capstan bleibt stehen. Bei Stop läuft er wieder an.
Nachdem ich die Kiste nun erst mal wieder entnervt in die Ecke gestellt habe (nach mehr als 6 Stunden kann man dann nicht mehr!) möchte ich gleich mal die Frage in die Runde stellen: was läuft hier verkehrt? Warum kehrt der Tonwellenmotor bei Vorlauf seine Drehrichtung um und was ist mit dem rechten Wickelmotor los? Wo soll ich ansetzen?
Ich kann zur Zeit nicht mehr recht klar denken. Mit einem solchen Fehlerbild hatte ich überhaupt nicht gerechnet und sah mich eigentlich die Kiste schon nächste Woche einmessen...
Aber nun wird das wohl wieder so eine nervende Dauerbaustelle!
Vielleicht hat einer von euch eine vage Idee?!
Gemessen (Motorspannungen etc.) habe ich bis jetzt noch nichts. Die MP-Kondis (Kunststoffgehäuse, Schraubbolzen M8) habe ich vor etwa einem Jahr gekauft, sie stammten aus aktueller Produktion (2009). Verdrahtungsfehler glaube ich ausschließen zu können, aber man hat ja schon Pferde kotzen sehen. Leider ist die Maschine ja vorher gar nicht gelaufen, so dass ich nicht sagen kann, wie sich die Laufwerksteuerung vor meinen Eingriffen verhalten hat.
LG Holgi
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