Wie vor einiger Zeit HIER angedeutet, der versprochene Essay.
In den letzten 20 Jahren hat sich in Sachen (Audio-)Technik viel getan, nur dringt Vieles nicht bis ins heimische Wohnzimmer vor, und/oder wird in diesem Forum hartnäckig ignoriert. Dieses Posting soll die verschiedenen Möglichkeiten der modernen Technik aufzeigen und erläutern.
1.) Um deutlich zu machen, was sich alles verändert hat, im ersten Teil eine Zusammenfassung der Entwicklungen:
1.1) Radio:
Aussage:
- UKW-Rundfunk war einst eine wichtige Quelle für Aufnahmen, heute leider grösstenteils zum Dumm- und Dudelfunk degeneriert und nur noch Hintergrundberieselung. Die meisten Sendungen lassen sich heute entweder per Digi-Sat oder Internetradio/Webstreaming empfangen. Viele Sat-Receiver haben mittlerweile eine Festplatte für Aufnahmen, Internetradio lässt sich einfach auf dem Rechner speichern.
- UKW-Rundfunk war früher eine wichtige Quelle für neue Musik. Stunden wurden am Tapedeck mit dem Finger auf der roten Taste verbacht. Heute lässt sich neue Musik bequem online kaufen (Downloads) oder zumindest bestellen (Versand der Datenträger). Online-Playlist von Radiostationen mit Titelangaben sowie RDS-Daten helfen zur Identifikation der Tracks.
- Musste man früher interessante Radiosendungen (Features, Hintergrundberichte etc.) mühsam einzeln aufzeichnen, werden heute viele solcher Sendungen als sog. Podcasts zur Verfügung gestellt. Diese fügt man einmalig in einer Software wie iTunes hinzu, der Rechner holt sich dann die jeweiligen Episoden automatisch und synchronisiert diese auf Wunsch mit einem iPod oder anderem MP3-Player.
Erkenntnis:
- Die Nachfolger- und Konkurrenzformate sind meist digital und und/oder sogar ausschliesslich mit dem Rechner zu empfangen
- Musik wird heute zunehmend online gekauft
- Sprachsendungen stehen häufig als Podcasts zur Verfügung
Konsequenz:
- Während früher für "Radioaufnahmen" Tonband und Kassette benutzt wurden, kann heute ein Rechner als zentraler Speicher- und Knotenpunkt "Hub" zwischen Angeboten (Internetradio, Podcasts), Speichermedien (Festplatten) und Wiedergabegeräten (MP3-Playern) agieren.
- Der klassische Workflow "UKW-Band/Kassette" ist obsolet
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1.2) Analoge Datenträger:
Aussage:
- Digitalen Quellen haben analoge Quellen grossflächig ersetzt. Analoge Quellen werden aus nostalgischen und irrationalen Gründen zwar nach wie vor geschätzt und verzeichneten die letzten Jahre sogar eine gewisse Zunahme, doch bewegt sich diese im Vergleich zu digitalen Medien auf sehr tiefem Niveau.
Erkenntnis:
- Moderne digitale Formate lassen sich in vielen Fällen auf dem Rechner speichern oder abspielen
Konsequenz:
- Während früher analoge Abspielgeräte zum Abspielen der jeweiligen Quellen benötigt wurden, können "neuzeitliche" digitale Quellen grösstenteils auf einem Rechner abgespielt werden.
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1.3) Aufnahmen:
Aussage:
- Band in Form von Bandmaschinen und Kassettengeräten war lange die vorherrschende Aufnahmetechnologie. Damit wurde von UKW aufgenommen, von LPs Sampler gemischt oder einfach LPs kopiert um die Platten zu schonen, es wurde Musik für unterwegs (Walkman, Autoradio) aufgenommen und Eigenaufnahmen (Mikrophon) erstellt. Dies alles in Echtzeit.
- Die Kassette als Unterwegsmedium für Portis ist obsolet, da durch MP3 und Konsorten verdrängt, einzig in gewissen, älteren Fahrzeugen sind noch zu finden und auch dort mittlerweile meist in Begleitung von CDs. CDs lassen sich mit dem Rechner einfach, schnell und preiswert kopieren, eine qualitätsverschlechternde Aufnahme in Echtzeit auf Band und/oder Kassette ist nicht mehr nötig.
- Für Eigenaufnahmen ist eine Bandmaschine nicht mehr nötig, denn ein moderner Rechner mit passender Soundkarte/Audiointerface bietet für relativ wenig Geld mehr Möglichkeiten als eine Bandmaschine und bietet auch mehr was noch vor 20 Jahren manches kleine Studio geboten hat. Musikbearbeitung findet heute per Software statt. Aufnahme auf den Rechner, Bearbeitung mit dem Rechner, Endergebnis direkt auf CD.
Erkenntnis:
- Moderne digitale Formate lassen sich bequem auf dem Rechner aufzeichnen, kopieren, bearbeiten und verwalten und das meist in mehrfacher Geschwindigkeit. Da die heutigen Audioquellen mehrheitlich digital sind, stellt sich die Frage, inwiefern ein analoger Umweg noch nötig und sinnvoll ist.
Konsequenz:
- Waren früher Band und Kassette die einzigen Aufnahmeformate, kann das heute ein Rechner mit passender Peripherie übernehmen.
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1.4) Distribution:
Aussage:
- Früher waren UKW und physikalische Datenträger gebräuchlich, anders liess sich Musik weder transportieren noch aufbewahren. Heute lässt sich Musik aus dem Internet downloaden, per eMail versenden und auf beliebige digitale Datenträger wie CD, DVD, USB-Stick etc. kopieren. Mussten früher Aufnahmen kopiert und per Post/Bote versandt werden, kann dies heute bedeutend schneller per eMail geschehen.
Erkenntnis:
- Moderne digitale Formate sind nicht mehr an einen Datenträger gebunden
- Moderne digitale Formate lassen sich auf dem Rechner aufzeichnen und kopieren
- Moderne digitale Formate lassen sich wie alle Computer-Files komfortabel verwalten und verteilen
Konsequenz:
- Waren früher physikalische Medien und Radio die wesentlichen Distributionskanäle, so kann das heute ein entsprechend ausgestatteter Rechner mit schnellem Anschluss ans Internet erledigen.
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2.) "Paradimenwechsel":
Als mit CD, DAT, MD etc. Digitalgeräte kamen, hat sich der Workflow nicht verändert. Die digitalen Geräte wurden einfach herkömmlich analog an den Verstärker angeschlossen. Für direkte Digitalüberspielungen wurden gewisse Geräte wie CD-Player und Digitalrecorder ggf. noch direkt untereinander digital verkabelt, ansonsten blieb der Workflow "analoge Quelle - analoger Verstärker - analoge Aufnahme" jedoch unverändert. Heute ist das anders.....
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3.) Möglichkeiten, Lösungsansätze
Nachdem wir festgestellt haben, dass ein moderner Rechner viele herkömmlichen Hifi-Geräte/Aufnahme- und Wiedergabegeräte ersetzen kann, stellt sich die Frage, wie ein entsprechender Workflow ohne die herkömmlichen Geräte aussehen könnte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und "Entwicklungsstufen:
3.1) PC als Hifi-Gerät an TAPE:
Dies ist die einfachste Variante. Der Rechner wird einfach analog als zusätzliches Hifi-Gerät an die Hifi-Anlage angeschlossen, als wäre er ein (weiteres) Tapedeck. Der Rest der Anlage bleibt +/- unverändert. Anstelle dass von UKW auf Kassette aufgezeichnet wird, geschieht dies nun mit dem Rechner.
3.2) PC als "einziges" Hifi-Gerät am Verstärker:
Der Rechner ersetzt Hifi-Geräte wie Kassette, Tonband, CD-Player, TV-Empfänger, Videorekorder, Radio etc. und übernimmt deren Part.
3.3) PC direkt an Aktivlautsprechern:
Ist der PC das einzige Hifi-Gerät, stellt sich die Frage, ob ein klassischer Hifi-Verstärker überhaupt noch notwenig oder sinnvoll ist oder ob nicht besser hochwertige Aktivlautsprecher verwendet werden, denn i. d. R. wird die Lautstärke via PDA/FB direkt am analogen Ausgang des Rechner verändert, sodass ein Vorverstärker mit Lautstärkeregelung unnötig ist und eine zusätzliche FB nötig machen würde. Beim Einsatz von Scala/Prestige Digital genügt ein Digitalausgang am Rechner. Der Rest geschieht im Lautsprecher/DLC. Selbst eine weitere digitale sowie eine weitere analoge Quelle (z.B. UKW-Tuner, Phono) lassen sich am DLC2 anschliessen und über dessen Fernbedienung fernsteuern. Mehr braucht es eigentlich nicht. Die eleganteste und hochwertigste Lösung.
3.4) Weitere Möglichkeiten/Streaming-Boxen vs. Rechner:
Stark verbreitet sind mittlerweile sog. Streaming-Geräte. Streaming-Geräte geben digitale Inhalte von 'Netzwerkfestplatten', USB-Festplatten und Rechnern über die Hifi-Anlage wieder. Diese können ebenfalls wie in 2.1, 2.2 oder 2.3 beschrieben angeschlossen werden und ersetzen klassische Hifi-Geräte. Der grosse Vorteil der Streaming-Boxen liegt darin, dass sie sich im Gegensatz zum Rechner ähnlich wie klassische Hifi-Geräte über kleine Displays und Fernbedienung bedienen lassen und sich optisch eher in die Anlage integrieren lassen. Durch ihre Technik entfallen Bootzeiten und klassische PC-Probleme. Für Menschen wie PC-Phobie eine Alternative.
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4.) Beispiele:
4.1) Streaming-Box:
Logitech Squeezebox Duet. Diese Streaming-Box besteht aus der Basisstation und der Fernbedienung. Die Basisstation wird analog an Verstärker, Aktivbox oder Digital an Mehrkanalreceiver, DLC/Scala angeschlossen. Mit der Fernbedienung mit Farbdisplay kann bequem durch die Sammlung fahren. Dazu kann die Squeezebox auch Internet-Radio abspielen. Da die Streaming-Box die Musik lediglich abspielt aber nicht lagert, braucht es entweder einen Rechner (der auch versteckt im Keller stehen kann) oder ein sog. NAS. Ein Exemplar mit 1 TB (reicht für ca. 2500 CDs) inkl. RAID1 (doppelte Speicherung, sodass eine Festplatte ausfallen kann, ohne dass die Daten verloren sind): LaCie 2big Network (2-disk RAID)
EDIT: Interpunktion
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