Gar keine Frage, daß die Digitaltechnik moderner und besser ist,insbesondere die Zugriffszeiten und die Möglichkeit verlustfrei zu kopieren sind nicht wieder wegzudenkende Vorteile. Ob eine Aufnahme auf DAT-Recorder, CD oder Festplatte besser klingt, darüber streiten die Experten. Aber einen Aspekt der Gebrauchstüchtigkeit möchte ich nicht unerwähnt lassen. Ich wurde gebeten, einen Chor aufzunehmen, dessen Dynamikumfang mir zunächst unbekannt war. Ganz bewußt setzte ich meine sorgfältig eingemessene B 77 in Halbspurtechnik ein, und das war gut.Bei unbekannten Dynamiksprüngen eines Chores verdaut die REVOX selbst Pegel bis 10 dB über 0 VU ohne hörbare Verzerrungen.Selbst wenn Verzerrungen entstehen, handelt es sich dabei um Harmonische dritten Grades, die sog.K3 Verzerrungen, die im wesentlichen vom Band selbst kommen. Und die hören sich immer besser an als die Clip- Verzerrungen in der Digitaltechnik . Dort sind Übersteuerungen mehr als gräßlich, sie sind untragbar.Der Kontrollaufwand bei der Aussteuerung einer Digitalaufnahme ist wesentlich größer und kritischer. Ich hätte hier also den Chor vorher probeweise aufnehmen müssen, um extreme Fortissimo- Modulationsspitzen festzumachen. Das ging in diesem Fall aus Zeitgründen nicht. Hinzu kommt, daß ich bei der B 77 das Ergebnis sofort Hinterband kontrollieren kann. Das ist bei einem DAT- Recorder nicht möglich. Sehr hinderlich ist ferner die Temperaturempfindlichkeit eines DAT- Recorders. Kommt man in der Kirche an ist das Gerät kalt, in der angewärmten Kirche bildet sich an der Kopftrommel Kondenswasser, das Band bleibt kleben und ist defekt, oder die Automatik des DAT- Recorders erkennt den Fehler und wartet eine Stunde oder mehr, bis das Schwitzwasser verdunstet ist. Inzwischen ist der Chor aber bereits fertig und auf dem Heimweg.
Im Heimstudio würde ich allerdings den DAT- Recorder bevorzugen. Im rauhen Außendiensteinsatz ist immer noch die REVOX B 77 allererste Wahl, eben wegen ihrer Betriebssicherheit.Ich habe auch mal den PHILIPS CDR 870, also einen Audiorecorder, der direkt auf CD brennt, zur Aufnahme mitgenommen. Jeder kennt die Problematik: Beim Finalisieren sagt das Gerät plötzlich: " Geht nicht!" Die Aufnahme ist unwiederruflich hin.
Also auch diese Aufnahmetechnik ist völlig unbrauchbar in der rauhen Praxis.
Und eins stimmt auch:
In professionellen Aufnahmestudios wird wieder zunehmend analog aufgenommen, wegen der unverfälschten, natürlichen Wiedergabe.
Also, so schlecht ist die Analogtechnik wahrlich nicht. Man muß eben genau wissen, wo man Digital und Analog einsetzt.
Ein schönes Osterfest wünscht
Peter
PS: Im "www. Funkverlag.de" erscheint in Kürze ein 250-seitiges Buch über die "Geschichte der UHER-Werke München", an dessen Manuskript ich mitgearbeitet habe. Kann ich allen Tonbandfreunden empfehlen, weil ich weiß, daß viele REVOX- Besitzer als Zweitgerät ein UHER 4000 Report besitzen.
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